NS-KunstraubAnderl, Gabriele / Caruso, Alexandra (Hrsg.): NS-Kunstraub in Österreich und die Folgen. Mit Beiträgen von Claudia Sporer-Heiß, Martin Kofler, etc.. Studienverlag. ISBN 3-7065-1956-9. Innsbruck 2005. Hardcover,
313 Seiten mit schwarzweiß Photos und Tabellen.

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Beim vorliegenden Buch handelt es sich um einen Sammelband, der die momentanen Forschungsergebnisse erörtert, die im Zuge der Aufarbeitung des Nationalsozialistischen Kunstraubes in Österreich stattgefunden haben. Gerade in den letzen Jahren wurde immer wieder in den Medien berichtet, wie z. B. von den beiden Schiele-Bildern aus der Stiftung Rudolf Leopold, die 1997/98 nach New York verliehen und von den amerikanischen Behörden beschlagnahmt wurden, da sie angeblich durch das NS-Regime in falsche Besitzverhältnisse gelangt waren. In dieser Art gibt noch viele weitere Beispiele, denen sich dieses Buch widmet und versucht diese Problematik aufzuarbeiten.

Das Vorwort stammt von Hubertus Czernin, der sich seit geraumer Zeit mit dieser Thematik beschäftigt. Die einzelnen Artikel stammen von Historikern und Fachleuten, die in ihren Beiträgen die Conclusio ihrer Forschungsarbeit präsentieren. Im Bezug auf Tirol legen Claudia Sporer-Heiß und Martin Kofler ihre Erkenntnisse dar. Im speziellen widmete sich Sporer-Heiß der ÑFrage der Restitution jüdischen Eigentums am Tiroler Landesmuseum Ferdinandeumì und Martin Kofler der Thematik ÑAlbin Egger-Lienz und Osttirol. Die Sammlung im ÑMuseum der Stadt Lienz Schloss Bruckì zwischen Aufbau und Restitution (1938 bis zur Gegenwart)ì. Es zeigt auf, dass viele Institutionen und auch der Kunsthandel in die Verschleierung involviert waren. Besonders deutlich wird die Verquickung zwischen Antisemitismus, Anbiederung an das System und Sammelgier in den Artikeln über das Tiroler Landesmuseum und das Albin Egger-Lienz Museum in Lienz. Des Weiteren wird auch die unrühmliche Praxis der Restitutionen beschrieben, welche dazu führte, dass viele gestohlene Kunstwerke erst nach 60 Jahren ihren eigentlichen Besitzern zurückgegeben wurden, manche bis heute nicht.

Der Sinn dieses Buches, einen Überblick zum jüngsten Forschungsstand, über ein Thema das bei weiten noch nicht abgeschlossen ist, darzulegen, ist sehr gut gelungen. Die Gestaltung des Einbandes mit der Abbildung der Rückseite des Gemäldes ÑAtterseeì von Gustav Klimt gibt den passenden Rahmen für ein solches Buch. Die äußerst umfangreiche Einleitung zu Beginn gibt dem Leser einen Überblick über die Ereignisse der letzten Jahre, die die Medienlandschaft bestimmte, um die Brisanz zu erkennen. Die einzelnen Artikel der Autoren sind klar voneinander getrennt und können daher einzeln gelesen werden. Zur Untermauerung und zum besseren Verständnis sind im Buch Abbildungen und Tabellen enthalten.

Wir vergeben für dieses Buch 5,0 Punkte von 5, was einer absoluten Kaufempfehlung entspricht, Da darin in objektiver Art und Weise eines der letzten noch offenen Kapitel des Terrorregimes des Dritten Reiches beschrieben wird. Das Werk kann dazu beitragen, den Leser in Bezug auf Kunstraub und Restitution zu sensibilisieren.