Wappen von Kiens Ortsteile: Ehrenburg, Kiens, Hofern, Getzenberg, St. Sigmund

Aus der Zeit um 6000 v. Chr. finden sich erste menschlicher Spuren in Kiens, nämlich Rastplätze von Jägern.
In den folgenden Jahrtausenden scheint das Gebiet sich langsam zu einer Siedlungstätigkeit entwickelt haben. Um 1000 v. Chr. belegen archäologische Funde eine dauernde Besiedelung. Um 600 v. Chr. scheint der Ort bereits eine größere rätische Bevölkerung gehabt zu haben. Nach der römischen Eroberung der Region wurde diese binnen kürzester Zeit romanisiert.

Durch die bajuwarische Landnahme wurde neben einer Änderung der Bevölkerungsstruktur, vor allem die Landwirtschaft durch weitere Rodungen erweitert.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Kiens im Jahre 1006 als „Chienes".   Bereits um 1000 muss die Urpfarre in diesem Ort entstanden sein. Die Region gehörte zum Bistum Brixen, wobei ab 1140 die Herrn von Schöneck als Pfleger urkundlich fassbar sind. 1285 wurde erstmals ein Richter von Schöneck erwähnt, wobei von 1295 bis 1320 Schöneck und das Gericht Weißenkirchen vereinigt waren.

Vom 11. bis ins 14. Jahrhundert wurde Kiens zumeist als Kastell bezeichnet, was soviel bedeutete, als dass sich der Ort wie eine Art Dorfburg um die Kirche gebildet hatte.

Das Gericht Schöneck wurde im Jahre 1350 von den Grafen von Görz erworben und mit einem größeren Gerichtsbezirk ausgestattet.

Im 15. Jahrhundert wurde der Gerichtssitz vom Schloss in ein Haus in Kiens verlegt, der aber bereits 1686 nach Schloss Ehrenberg verlegt wurde.

Bereits im 15. Jahrhundert fanden sich in Kiens neben Landwirtschaft und Handwerk auch einige Krämerläden, wie auch in den Raitbüchern der Grafen von Künigl aus dieser Zeit bestätigt wird.  Diese Entwicklung führte 1647 zur Gewährung der Marktfreiheit durch den Landesherrn.

1810 wurden unter bayrischer Herrschaft die Gerichte Schöneck und Michelsburg zum Landgericht Bruneck vereinigt.

Neben den genannten Wirtschaftszweigen war auch die  Holzwirtschaft von immanenter Bedeutung: Schon Schloss Ehrenburg hatte eine Sägemühle und während des Baues der Festungsanlage von Franzensfeste 1833 wurde dieser Wirtschaftszweig stark ausgebaut, sodass dieses Baumaterial über die Rienz nach Brixen gedriftet wurde.

1869 wurde der Bahnbau im Pustertal begonnen, was neben den Vorteilen des Waren und Personenverkehrs auch einige Nachteile für Kiens brachte, da den Bauern die Arbeitskräfte fehlten, welche sich beim Bahnbau verdienten und den Handwerkern eine große Konkurrenz erwuchs. Im Gegenzug begann mit dieser Entwicklung auch der Tourismus, wodurch sich ein neues Einnahmefeld eröffnete. 1929 wurden die verschiedensten Ortsteile zur heutigen Gemeinde Kiens zwangsvereinigt.

Schloss Ehrenburg

Der ursprüngliche Wehrturm wurde vor 1198, als Ehrenburg erstmals urkundlich erwähnt wurde, errichtet. Die heutige Anlage wurde in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts von den Grafen von Künigl errichtet, welche den bisherigen Turm erworben hatte. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg nach den damals wichtigsten wehrbautechnischen Erforderungen umgestaltet. 1732 wurde die Anlage in ein Barockschloss umgebaut.

Der ursprüngliche Zugang zur Anlage war der südliche Zwinger, der mit zwei Eckrondellen gesichert war. Diese schützten den Eingangsbereich mit Gußerkern und Schießscharten. Um in den Burghof zu gelangen musste man drei weitere Tore durchqueren, der Innenhof ist mit Säulen und Viereckpfeilern gestaltet. Den Haupttrakt bilden seit der Barockisierung der Nord und Ostflügel.  Diese sind in typisch barocker Weise reich mit Ornamentik ausgestaltet. Das so genannte alte Schloss zeigt noch Reste des ehemaligen Wehrbaues.

Schloss Schöneck

1140 wurde Schöneck im Zusammenhang mit einem gleichnamigen Ministerialengeschlecht des Bistums Brixen erstmals urkundlich erwähnt, woraus man schließen kann, dass die Anlage bereits vorher errichtet wurde. Die Ministerialen von Schöneck waren mit dem Geschlecht des Herrn von Rodeneck eng verbunden, so dass 1230 deren Besitz vereinigt wurde.  1285 wurde ein Richter von Schöneck erwähnt, wobei dieses Gericht in Folgezeit mehrmals geteilt wurde. Das Gericht wurde 1330 von Konrad von Schöneck an die Grafen von Görz verkauft, wodurch diese auch die Gerichtshoheit übernahmen. 1343 ging die Festung und die damit verbundenen Recht zurück ans Hochstift Brixen.

Nach dem Aussterben der Görzer im Jahre 1500 kam deren Besitz an die Habsburger, wobei auch das Gericht Schöneck sich in dieser Masse befand. In der Folgezeit wurde der Gerichtsbezirk oftmals vom Landesherrn verpfändet, wobei ab dem Jahr 1665 die Grafen von Künigl das Gericht Schöneck besaßen.
1753 erhielten sie die Anlage als Lehen, welches 1821 zum Allodialgut umgewandelt wurde.
Der Anlage vorgelagert war ein Zwinger, welcher sehr kompliziert angelegt war um ein Maximum an Sicherheit zu bieten. Von der Kapelle ist an der Tormauer ein Rest eines Freskos erhalten, wobei man noch den Ansatz einer Wölbung im Dachbereich erkennen kann. Der Bergfried besaß ein Verließ, welches nur durch eine Öffnung im Holzboden des Erdgeschosses zu erreichen war. Im 2. Obergeschoß befand sich der Eingang mit einer Rundtüre. Im 3. und 4. Geschoß wurde die Mauerung mit Spitzbogenfenstern durchbrochen, wobei sich 4. Geschoß auch ein Aborterker befand. Der 5. Stock war niedriger ausgeführt wie die übrigen und an dessen Decke erstreckte sich die Wehrplattform. Über diese wurde ein stumpfes Pyramidendach erbaut. Wahrscheinlich wurde der Bergfried in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut.

Schloss Michelsburg

Die Burg könnte bereits um 1000 Sitz der Grafen vom Pustertal gewesen sein. 1091 kam das Pustertal an das Hochstift Brixen, wodurch auch die Burganlage in dessen Besitz kam. Die Anlage selbst ist seit dem 12. Jahrhundert nachweisbar. 1232 wurde Herzog Otto von Meranien mit der Burg und dem Gericht belehnet. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts kam Michelsburg an die Grafen von Görz. Die Burg wurde teilweise zu Teilen als Lehen vergeben. Beim Aussterben der Görzer 1500 kam die Anlage an den Tiroler Landesherrn. Nach oftmaligem Wechsel des Besitzers kam Michelsburg im Jahre 1678 an die Familie Künigl, welche bis heute die Burg besitzt.

Rund um die Anlage verläuft eine Ringmauer, welche aus unregelmäßigen Steinen gefertigt wurde. An der Nordwest Ecke wurde ein Rondell erbaut, welchem eine Bastei vorgelagert wurde. Die Hochburg bilden vor allem zwei Türme: der Bergfried und ein daran eng angebauter zweiter Turm

Die Anlage wurde im 16. Jahrhundert umgebaut, seit dem 19. Jahrhundert befindet sich die Michelsburg im Verfall.

Kirchengeschichte

Um 1000 wurde die Pfarre Kiens errichtet und erstmals urkundlich erwähnt im Jahre 1157. 1160 kam sie zum Kloster Neustift. Das Pfarrgebiet erstreckte sich über Kiens, Ehrenburg, Montal, Pfalzen und St. Sigmund. Um 1200 wurde der Sitz der Urpfarre nach Pfalzen verlegt. 1384 wurde aber ein Frühmessbenefizium gestiftet. 1705 erhielt Kiens dann eine eigene Pfarrei.

Kirche zum Hl. Petrus und Paulus (Pfarrkirche Kiens)

Der Turm stammt aus dem 15. Jahrhundert, der Rest der Kirche stammt von 1835-38. Eine Pieta stammt aus dem 16. Jahrhundert, ebenso eine Monstranz und ein lebensgroßes Kruzifix.

Autor: Mag. Michael Fritz