Wappen von ÖtzOrtsteile: Oetz, Oetzerau, Oetzerberg, Schlatt, Stufenreich, Habichen, Piburg, Ebene

 

 

 

{tab=Geschichte}Als eine der frühesten Siedlungskerne des Ötztales, wurde Ötz bereits 1166 als „Etze“ erstmals urkundlich erwähnt.
1284 ging das Eigentum über den Ort an Meinhard II. von Tirol über. Infolge dieses Ereignisses wurde Ötz dem Gericht St. Petersberg unterstellt. Die Herrn von Auenstein, benannt nach einer Burganlage im Ortsgebiet von Ötz, wurden zu Richtern von Petersberg bestellt. Das Adelsgeschlecht verlegte seinen Sitz zum Gericht und ließ bereits 13. Jahrhundert Auenstein verfallen. Neben landesherrlichen Besitz war das Kloster Frauenchiemsee der bedeutendste Grundherr, welches 13. Jahrhundert einen Meierhof errichtete. Später wurde das Gebäude in ein Gericht umgebaut und die Fassade 1615 bzw. 1753 mit Fresken geschmückt. Heute ist das Gebäude als Gasthof „zum Stern“ bekannt.
1599 wurde im Ortsteil Habichen eine Glockengießerei von Bartlmä Grassmayr gegründet, wobei das Hauptgebäude im Jahre 1633 mit Fresken ausgestattet wurden. 1863 wurde der Betrieb nach Innsbruck verlegt.
1919 nächtigte der bayrische König Ludwig im Posthotel Kassel auf seinem Weg ins Exil.
Aufgrund fehlenden Bergsegens entwickelte sich Ötz zu einem typischen Tiroler Agrar - Ort, wobei erst der aufstrebende Tourismus nach dem zweiten Weltkrieg das Ortsbild veränderte.

{tab=Burg Auenstein}

Die Burg Auenstein stand das gesamte 13. Jahrhundert hindurch im Mittelpunkt eines Konflikts zwischen dem Bischof von Brixen, den Grafen von Ulten, den Grafen von Ronsberg und den Grafen von Marstetten. Das Ötztal war den Bischöfen von Brixen an die jeweiligen Lehensnehmer verloren gegangen, welche die Oberhoheit des Bistums nur mehr formell anerkannten. Als Graf Ulrich von Ulten im Jahre 1248 starb, wollte Bischof Bruno, gemäß einem Testment von 1212 des Grafen, die Herrschaft über Petersberg (damals noch „Ulten“ genannt) übernehmen. Ulrich hatte jedoch in seinem Todesjahr die Nutzungsrechte am Gericht Kaiser Friedrich II. verkauft. Dieser Konflikt zog immer weitere Kreise, sodass beinahe alle Grundherrn in der Region darin verwickelt waren.

Nachdem die Burg in den Besitz der Herrn von Auenstein kam, diese ihren Sitz aber nach Peterberg verlegten, verfiel die Anlage binnen kürzester Zeit.

Auenstein wurde wahrscheinlich durch das Kloster Frauenchiemsee errichtet, da man mit dieser Anlage den Weg zwischen den Besitzungen im Ötztal mit denen in Axams, Sellrain und Kühtai sichern konnte.

Auenstein wurde um 1200 erbaut, heute sind jedoch nur mehr spärliche Reste vorhanden. Wahrscheinlich handelte es sich um eine viereckige Burg, welche die Vorteile der Natur auszunutzen versuchte. Die Anlage wurde von drei Mauerringen umgeben. Die Mauerreste ergeben, dass vermutlich sehr zügig gearbeitet wurde, da die verarbeiteten Steine nicht besonders genau zugehauen wurden.

{tab=Kirchengeschichte}

Ötz gehörte ursprünglich zur Urpfarre Silz, erhielt aber bereits im Jahre 1398 einen eigenen Kaplan.

Den ältesten Kirchbau stellt die Michaelskapelle dar, welche 1304 erbaut wurde. 1496 errichtete man an ihrer Stelle die heutige Pfarrkirche zum Hl. Georg und Nikolaus. 1667 wurde der Bau erweitert, was 1682 erst abgeschlossen werden konnte.

{tab=Persönlichkeiten}

Kassian Haid

26.11.1879 in Ötz, gest. 22.9.1949 in Mehrerau
Kassian Haid wurde als zweiter Sohn des Landtagsabgeordneten Johann Tobias Haid geboren und besuchte die Gymnasien in Hall, Brixen und Mehrerau. Während seiner Schulzeit trat er bereits in den Zisterzienserorden ein und wurde 1903 zum Priester geweiht. 1907 schloss er sein Studium der Geschichte und Geographie an der Universität Innsbruck ab und arbeitete bereits ein Jahr später am Österreichischen Historischen Institut im Vatikanischen Archiv. Nachdem er zum Leiter mehrerer Ordensschulen ernannt wurde, wurde er 1920 Generalabt seines Ordens. Nach sieben Jahren trat er von dieser Position zurück, um nicht nach Rom übersiedeln zu müssen. In Mehrerau baute er neben dem Gymnasium eine Landwirtschaftsschule und ein Sanatorium. Infolge des Anschlusses von 1938 wurden die Schulen in Mehrerau geschlossen und Kassian Haid ging ins Schweizer Exil, wo er ein aufgelassenes Zisterzienserkloster wieder zum Leben erweckte. Nach 1945 widmete er sich dem abermaligen Aufbau der Schulen in Mehrerau.
Von wissenschaftlicher Relevanz sind seine 1928 erscheinen Studien über Meinhard II. und die 1932/33 erschiene Abhandlung über Otto von Freising.

Grassmayr Johann

16.5.1801 in Habichen bei Ötz, gest. 4.4.1883 in Wilten
Als Sohn der Glockengießer Dynastie Grassmayer geboren, wurde der junge Johann zu seinem Onkel Johann nach Feldkirch in die Lehre geschickt und nach deren Abschluss ging er auf eine europaweite Wanderschaft um neue Techniken kennen zu lernen. 1836 verlegte er die Gießerei nach Innsbruck Wilten, da dort die Infrastruktur besser geeignet war. Unter seiner Leitung wurden Glocken in die ganze Welt exportiert.

Adolf Trientl

Geb. 26.8.1817 in Ötz, gest. 6.3.1897 bei Umhausen
Als Sohn eines Arztes besuchte Trientl das Haller Gymnasium und trat nach der Matura in den Jesuitenorden in Graz ein. 1845 wurde er zum Priester geweiht und war in verschiedenen Tiroler Gemeinden als Seelsorger tätig. Aufgrund der schlechten Ertragslage der Tiroler Bauern beschäftigte sich Trientl mit Düngemethoden und Landwirtschaft. Ab 1871 durchwanderte er als erster Landwirtschaftslehrer Tirol und versuchte die Bauern vor allem zur Einrichtung gemeinsam genutzter Sennerein zu bewegen.

Autor: Mag. Michael Fritz