ImageWängle wird durch seine Lage auf einer Terasse als älteste Siedlung im Talbecken Reutte angesehen. Es war durch Jahrhunderte hindurch der kirchliche Mittelpunkt (Pfarrkirche, Sitz des Pfarrers, Friedhof) der „provincia aschowe“, die bis 1609 im Besitz des Stiftes Füssen war. Dieser größte Besitz des Klosters Füssen auf Tiroler Boden reichte auf der linken Lechseite von Oberletzen (Gemeinde Pflach) bis einschließlich Vorderhornbach im mittleren Lechtal. Die „provincia aschowe“ bildete bis ins 16. Jh. Eine so festgefügte Großgemeinde, sowohl als politische Verwaltungseinheit, als auch als einheitlicher Wirtschafts-, Gerichts- und Seelsorgeverband, daß in den Geschichtsquellen fast stets nur von dieser, eben von der „Aschau“ die Rede ist. Hingegen werden die Einzelsiedlungen dieser Großgemeinde, nämlich die „Fünf Örter“ nur selten genannt. 1610 gelangte die Aschau durch Kauf zu Tirol.
1608 wurden die Wälder erstmals auf die fünf Orte aufgeteilt. Damit bahnte sich die Auflösung der Großgemeinde Aschau in selbständige Orte an. Gegen Ende des 17. Jhs. Lösten sich die ersten Seelsorgstellen von der Mutterpfarre los: 1675 Vorderhornbach, 1685 Weißenbach und 1957 Lechaschau. Die einstige Großpfarre umfaßt damit nur mehr die zwei Gemeinden Wängle und Höfen. Nach der Auflösung des Gerichtes Aschau im Jahr 1806 entstanden aus den „Fünf Örtern“ die heutigen selbständigen politischen Gemeinden Wängle, Höfen, Lechaschau, Weißenbach und Vorderhornbach. Für Wängle wird der erste Vorsteher, um 1829 in der Person des Lehrers Josef Maria Nauß nachgewiesen. Für die Zeit von 1938 bis 1945 ging die Selbständigkeit Wängles verloren, es wurde der Großgemeinde Reutte eingegliedert.
Die uralte Einheit der einstigen Aschau lebt aber heute noch in einigen wirtschaftlichen und religiös-kulturellen Gebieten in Form der „Dreiörtlichen Pfarrgemeinde“ und der „Fünförtlichen Pfarrgemeinde“ weiter.
Viehzucht und Saisonarbeit von Männern und Kindern im Ausland bildeten bis nach dem Ersten Weltkrieg die Haupterwerbsquelle der Wängler Menschen. Einen kleinen Teil der früheren großen Salztransporte durch das Außerfern trugen Saumpferde in der schneefreien Zeit von Wängle über das Tiefjoch zum Salzstadel nach Nesselwängle. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat für Wängle wie für viele Gemeinden des Bezirkes ein großer Strukturwandel ein., der sich sichtbar im stark veränderten Ortsbild dokumentiert.
Pfarre zum hl. Martin: Die Pfarre wird in den Amtsschriften bis ins 18. Jh. als Pfarre Aschau, dann als Pfarre Wängle bezeichnet. Die Gründung der Pfarre ist nicht datiert, dürfte aber bis ins 10. Jh. zurückreichen. Unter Pfarrer Johannes B. Reichart war Wängle von 1741 – 1847 Sitz des Dekans für das Landeskapitel Füssen der Diözese Augsburg. Matriken seit 1618. Von den Vorläuferinnen der jetzigen Pfarrkirche gibt es kaum schriftliche Nachrichten. Das heutige Gotteshaus zum hl. Martin wurde 1702/05 von einheimischen Bauhandwerkern erbaut, der Turm 17170 achteckig erhöht und mit zwei Zwiebelhauben abgeschlossen. 1940 Innenrestauration, 1977 Außenrestaurierung, derzeit wird eine Generalrestaurierung durchgeführt.

 

(Auszug aus dem Buch Heimat Außerfern von Ferdinand Fuchs)
Quelle: Gemeinde Wängle