Wappen von VilsDas Wappen
Ein Siegel der Stadt Vils ist erstmals für das Jahr 1487 urkundlich nachweisbar. Der älteste erhaltene Sieglabdruck von 1509 und auch spätere Sieglabdrücke zeigen in einem ungeteilten Schild einen Ochsenkopf mit Zunge über einem den Schildfuß bildenden Fluss. Im Vilser Wappen, das die Stadt im 15. Jahrhundert für sich annahm, spiegelt sich die frühere Abhängigkeit von den Herren von Hohenegg: Diese führten einen schwarzen Ochsenkopf mit roter Zunge in goldenem Schild. Im 19. Jahrhundert ging der Unterschied zwischen beiden Wappen verloren. Als Stadtwappen wurde allein das Hohenegger Wappen, dem der Fluss fehlt, verwendet.

Kleine Stadt mit großer Geschichte.
„Die Geschichte der Stadt Vils ist für den Historiker ungemein reizvoll, da sie sehr viele Sonderentwicklungen aufzuweisen hat.“ Zitat von Dr. Rudolf Palme in den Außerferner Nachrichten vom 16.08.1969.

Das Gebiet von Vils wurde im 5. Jh. n. Chr. von den Alemannen oder Schwaben besiedelt. Heute noch hat die Vilser Mundart schwäbisches Gepräge. Im 13. Jh. erhielten die Herren von Hohenegg, welche einem bedeutenden schwäbischen Adelsgeschlecht angehörten, die Herrschaft Vils als Lehen vom Reichsstift Kempten. Die Burg Vilsegg war Mittelpunkt der Herrschaft Vils.
1263 und 1265 werden Herren von Vilsegg als hoheneggische Ministerialen erwähnt.
Peter von Hohenegg erreichte 1327 von König Ludwig dem Bayern die Stadterhebung von Vils. Den Stadtherren standen besondere, teils einträgliche Rechte zu: Zoll und Geleite, Blutbann oder die hohe Gerichtsbarkeit und das Freiungs‑ oder Asylrecht, das in Vils nicht wie sonst üblich auf ein Gebäude beschränkt war, sondern im ganzen Stadtgebiet galt.
Vils war eine so genannte Patrimonialstadt, d.h. eine Eigenstadt der Herren von Hohenegg. Diesen gehörte nicht nur Grund und Boden, auch die Einwohner von Vils waren deren Leibeigene. In Vils wurde demnach die Stadtherrschaft nicht wie sonst üblich von weltlichen oder geistlichen Landesherren ausgeübt, sondern von dem Adelsgeschlecht der Hohenegger.
Im Jahre 1408 übernahm Herzog Friedrich IV. von Österreich‑Tirol (Friedel mit der leeren Tasche) das Lehen Vilsegg vom Stift Kempten, belehnte aber weiterhin die Herren von Hohenegg mit der Herrschaft Vils. Nach dem Tod des letzten Hoheneggers im Jahr 1671 kam Vils zu Österreich, nicht aber zu Tirol.

Nach dem verlorenen Krieg gegen Napoleon musste Österreich 1805 Tirol, seine schwäbischen Besitzungen und auch Vils an Bayern abtreten. Erst im Jahr 1816 kam die Stadt Vils durch Beschluss beim Wiener Kongress im Tausch mit der Stadt Marktredwitz wieder zu Österreich. Im selben Jahr erfolgte die Vereinigung mit Tirol.

Heute verbindet Vils mit der Stadt Marktredwitz eine Städtepartnerschaft.
Als Zeichen der Freundschaft zwischen den beiden Städten gibt es in Vils einen „Marktredwitzer Platz“ mit einem von Norbert Roth entworfenen Marktredwitzer Brunnen.

Wirtschaftliche Entwicklung:
Vils lag an einem bedeutenden Verkehrsweg, Vor allem Salz wurde von Hall über den Fernpass, Reutte, Vils, Kempten nach Schwaben transportiert. Handel und Gewerbe, vor allem das Gastgewerbe, erlebten eine Blütezeit.
Mitte des 16. Jhdts. verlagerte sich ein Großteil des Warenverkehrs auf die neu erbaute Straße durch das Tannheimertal, was sich für Vils wirtschaftlich nachteilig auswirkte und letztlich mit ein Grund war, dass sich Vils nicht so wie ursprünglich erwartet entwickelt hat.
Von etwa 1600 bis in das 19. Jh. wurde in Vils gewerblicher Geigenbau betrieben, vorrangig von den Familien Petz und Rief, aber auch Namen wie Wörle und Eberle werden erwähnt.

Bauweise der Stadt:
Die ohne Zwischenraum aneinander gebauten Häuser in der Stadtgasse und in der Hintergasse sind typisch für die Bauweise der mittelalterlichen Städte. Die Stadt Vils war zu ihrem Schutz mit Mauer und Graben umgeben. An zwei Stellen befanden sich Tore, beim Eintritt in die Stadt, vom Fernpass kommend, das "obere Tor“ und beim Verlassen der Stadt in Richtung Kempten das "untere Tor". Die Straße führte damals ab Musau westlich vom Ranzen nach Vils und von oben in die Stadtgasse. Die Häuser oberhalb des einen und unterhalb des anderen Tores bildeten die Vorstädte "Obertor" und "Untertor". Bei jedem der beiden Tore stand ein der Herrschaft gehörendes Amtshaus.

Historische Bauten:
Ruine Vilsegg, um 1220/30 erbaut, bis ca. 1540 Wohnsitz der Herren von Hohenegg. Der besonders schön gemauerte Bergfried wurde von 1983 ‑ 1993 saniert. Hammerschmiede in St. Anna, diente den Herren von Hohenegg als Waffenschmiede.

Schlößle, ehemaliges Amtshaus der Herren von Hohenegg beim oberen Stadttor. Heute befindet sich im Schlößle das Museum der Stadt Vils.

Lage
Vils liegt in 826 m Seehöhe auf einem Schwemmkegel, den der Lehbach vom Vilser Kegel in das Tal der heute regulierten Vils schüttet. Im Norden ist die Voralpenkette vom Falkenstein bis zum Lechdurchbruch die Grenze zu Deutschland. Im Süden sind es die Vilser und Tannheimer Berge die bis 2000m aufragen. Im Westen ist der Ortsteil Schönbichl die Grenze zu Pfronten. Im Osten ist es die Ulrichsbrücke und der Weiler Stegen, die an der Grenze zu Pinswang und Musau sind.
Früheste Besiedlung im so genannten „Dorf“ am linken Flussufer der Vils und im Ortsteil Obertor. Später wegen Überschwemmung Übersiedelung an das rechte Ufer in den heutigen Stadtkern. Im 14.Jahrhundert Bau der Stadtmauer mit städtischer Anlage mit zwei parallelen Straßenzügen.
Vils lag an einem Ast der Oberen Straße, die Venedig mit Augsburg verband. Um 1780 wurde diese Straße von Musau aus völlig neu trassiert. Seit damals läuft sie nicht mehr in süd-nördl., sondern in ost-westl. Richtung durch Vils. Damit lag der Grossteil der Stadt nicht an der Straße und daher kommt auch der Spruch: Vils isch so groaß wia Nuß, kommt ma vorna nei, isch ma hinta wiedr tus.
Früher Ortsteile Obertor, Untertor, Schönbichl, Stegen, St. Anna

Bevölkerungsentwicklung

Jahr ...... Einwohner Jahr ........ Einwohner
1788 ................ 499 1961 ................. 1085
1840 ................ 588 1981 ................. 1392
1900 ................ 563 1994 ................. 1493
1934 ................ 877 2004 ................. 1686

Persönlichkeiten
Balthasar Springer nahm 1505/06 im Auftrag des Augsburger Handelshauses Welser von Portugal aus an einer Schifffahrt rund um Afrika nach Indien teil, um dort Gewürze einzukaufen. Sein über diese Reise verfasstes Buch gilt als erster und ältester Reisebericht. (siehe Literatur)

Josef Benedikt Freiherr von Rost, 1696 geboren in Vils, 1729 bis zu seinem Tod im Jahr 1754 Fürstbischof von Chur, stiftete die Schule in Vils.

Balthasar Riepp (1703 ‑ 1764), Kunstmaler, in Kempten geboren, in Vils gestorben. Ihm wurde im Jahr 2003 in Kempten, Reutte und Vils eine bedeutende Ausstellung unter dem Titel "Genie im Schatten" gewidmet.

Georg Schretter (1861 ‑ 1924), Gründer der Firma Schretter & Cie in Vils.

Pfarrei und Seelsorge
Im Jahre 1395 stiftete Andreas von Hohenegg mit seiner Gemahlin die Pfarre Vils. Bis zum Jahr 1816 gehörte die Pfarre Vils zum Bistum Augsburg, ab 1818 zur Diözese Brixen. Seit 1964 gehört Vils dem neu gegründeten Bistum Innsbruck an.
Die barocke Pfarrkirche Maria Himmelfahrt wurde in den Jahren 1709 bis 1714 nach Plänen des Füssener Baumeisters Johann Jakob Herkomer gebaut und am 21. April 1714 eingeweiht. Die Stukkaturen schuf Matthias Lotter, die Kreuzwegstationen und die Altarblätter der Seitenaltäre sind von Paul Zeiller, das Gemälde des Hauptaltares von Alexander Kranzner und die Skulpturen von Maximilian Hitzelberger und Nikolaus Babel. Zum 600‑jährigen Jubiläum der Pfarre Vils im Jahr 1995 wurde eine neue mechanische Orgel von der Firma Gebr. Mayer, Feldkirch, eingebaut.
Umfangreiche Renovierung des Innenraumes der Pfarrkirche im Jahr 2002: Der Boden und die Kirchenbänke wurden erneuert, die ganze Kirche erhielt einen neuen Anstrich. Ein neuer Volksaltar und Ambo aus Vilser Marmor wurden angefertigt. Im Zuge der Bodenarbeiten wurden archäologische Grabungen durchgeführt, um Erkenntnisse über die Vorgängerkirchen zu erhalten.
St. Anna Kirche ist romanischen Ursprungs, sie diente den Herren von Hohenegg als Burgkirche. Das Altarblatt ist von Balthasar Riepp, im Auszug befindet sich eine gotische Schnitzfigur, die "Anna selbtritt" darstellend.
Kapelle zur Himmelskönigin Maria - Am Fallweg, wurde 1987 abgebrochen und 200 m südlich wieder aufgebaut.
Kapelle Maria Rast in Schönbichl. 1975 erbaut, künstlerische Ausstattung von Norbert Roth, Vils.
Barbara Kapelle Im Gelände der Firma Schretter & Cie., wurde zum 100‑jährigen Firmenjubiläum im Jahr 1999 errichtet.

Schulwesen
Im Jahr 1739 gründete Josef Benedikt Freiherr von Rost mit einer Stiftungssumme von 2000 fl. eine Schule in Vils. Von 1913 bis 1982 war die Volksschule im Schulgebäude in der Bahnhofstraße untergebracht. Die "Alte Schule" befindet sich heute im Besitz der Familie Klaus und Silvia Natterer.
1968 wurde mit dem Bau einer Hauptschule in Vils begonnen und schrittweise bis 1976 vollendet. 1982 übersiedelte die Volksschule in das erweiterte Hauptschulgebäude.
1994 wurde ein neuer Kindergarten eingeweiht.

Vereine und Brauchtum
Brauchtum : Am Karfreitag und am Karsamstag ertönen statt der Glocken die „Rätschen“. Vom Obertor bis zum Untertor ziehen die Schulkinder in Zweierreihen, von einem „Vorrätscher“ angeführt.
Kirchliche und weltliche Feste werden durch die Mitwirkung der Traditionsvereine in ihren Uniformen besonders eindrucksvoll gestaltet.
Fast jedes Haus in Vils hat eine schöne Krippe, zum Großteil von den einheimischen Künstlern Norbert Roth und Anton Keller gestaltet. Das „Krippele schauen" ist ein beliebter alter Brauch.

Ereignisse, Katastrophen
Durch die Lage der Stadt an einer alten Straße, wo schon die Römer gegen die Germanen zogen, wurde Vils immer wieder bei vielen Truppendurchzügen und Einquartierungen durch Freund und Feind schwer heimgesucht.
1405 wurde Vils von Füssen wegen eines Viehstreites überfallen und zum Teil verwüstet.
Der Dreißigjährige Krieg brachte auch in Vils viel Elend.
1632 ziehen die Schweden und die Kaiserlichen durch Vils
1633 folgen Spanische Truppen
1635 brennen 4 Häuser ab und die Pest wütet in diesem Jahr am stärksten: 118 Einwohner sterben.
1673 zündet ein Bub aus Rache wegen der Ermahnung des Schullehrers den Zehentstadel am Stadtplatz an. Mehrere Häuser brennen ab. Auch das Haus des Stadtammans. Dabei verbrennen viele alte Schriften und Urkunden. Darunter die Stadterhebungsurkunde und die ganze Stadtchronik.
1755 9. Dezember Erdbeben, schwere Bauschäden
1798 30 Personen sterben an Pocken
1800 Französische Truppen besetzen Vils und plündern es. Vils leidet hart unter der acht Monate dauernden Einquartierung.
1809 Obwohl Vils zu dieser Zeit noch nicht zu Tirol gehörte, stellte die Stadt eine eigene Schützenkompanie auf, die im Allgäu zum Einsatz kam. Bader Anton aus Vils erlitt in Pfronten-Steinach eine tödliche Schusswunde und ist am 12. September im Spital in Reutte gestorben.
1812 Zwangsrekrutierungen zum bayerischen Heer für den russischen Feldzug Napoleons.
1812 Durchmarsch französisch-italienischer Truppen nach Russland.
1900 sterben 11 Säuglinge
1914-1918 im ersten Weltkrieg sterben von 154 eingerückten Vilsern 34.
1939 – 1945 im zweiten Weltkrieg rücken 220 Männer ein. 37 davon sind gefallen.
Am 28 und 29 April 1945 fallen 6 deutsche Soldaten bei der Ulrichsbrücke
Größere Überschwemmungen der Vils waren in den Jahren 1965, 1970, 1999 und 2002
1990 Im Februar reißt ein Sturm in Vils ca. 8000 fm Bäume um.

Besonderes
Vils ist die einzige Stadt im Außerfern. Die zweitkleinste Tirols. Nur Rattenberg ist kleiner. In Österreich gibt es 4 kleinere Städte als Vils.

Literatur
Bader, Rupert ( Hrsg.): DURCH JAHRHUNDERTE GETRAGEN - 600 Jahre Pfarrgemeinde Vils. Vils 1994.
Barthelmeus, Karl‑Heinz / Linke, Günter / Roth, Norbert: BEGEGNUNG VOR DER KRIPPE. 1999.
Hermann Schneider, Hildegard: MUSIKHANDSCHRIFTEN DER PFARRKIRCHE UND DER MUSIKKAPELLE VILS. 1993.
Kögl, Joseph Sebastian: GESCHICHTLICH TOPOGRAPHISCHE NACHRICHTEN ÜBER DAS K.K.GRÄNZ- EHEMALS FREIUNGSSTÄDTCHEN VILS IN TIROL. Füssen 1834.
Mair, Josef: BALTHASAR RIEPP, GENIE IM SCHATTEN. Reutte 2003Erhard,Andreas / Ramminger, Eva: DIE MEERFAHRT - Balthasar Springers Reise zur Pfefferküste. Innsbruck 1998.
Stolz, Otto: GESCHICHTE DER STADT VILS IN TIROL - Herausgegeben zur Feier ihres 600‑jährigen Bestandes. 1927.

 


Autorenteam: Dorothea Schretter, Reinfried Brutscher, Reinhold Schrettl