Wappen von ThaurThaur liegt auf 633 m Seehöhe, an sonnigen Hügeln am Fuße der Nordkette, nahe der Landeshauptstadt Innsbruck. 
In den Urkunden wird der Ort bereits 827 zum erstenmal erwähnt, der reiche Grundherr Quartinius übergibt seinen Besitz „in Taurane“ dem Kloster Innichen; doch ein Urnengräberfeld der jüngeren Bronzezeit beweist, dass Thaur schon früher (ca. 1000 vorChistus) besiedelt gewesen sein muss. Der Name soll illyrisch sein und soviel wie Felsbedeuten. Schon um das Jahr 1000 war Thaur ein blühender Ort, der bedeutendste in der Gegend.
Dies war den Salzquellen zu verdanken, die bereits den Römern bekannt waren. Bis 1270 dürfte sich die Saline in Thaur befunden haben, ehe sie nach Hall i.T. verlegt wurde. Es wäre auch denkbar, dass die Urkunden, die von den Salinen berichten, nicht den Ort, sondern das Gericht Thaur meinten, das sich ebenfalls in Thaur befunden hat und das Gebiet von Hötting bis Vomperbach umfasste bis es 1809 mit dem Landgericht Hall vereinigt wurde.
1283 wird zum erstenmal in Urkunden ein Richter erwähnt, der als „Pfleger im Inntal“ bezeichnet wird. Der Sitz des Gerichtes war im Schloss Thaur oberhalb des Dorfes, das in der Mitte des 13. Jahrhunderts vom Grafen von Hirschberg zur größten Burganlage des Inntals ausgebaut wurde. Nach dem Verfall des Schlosses wurde das Gericht in das Pflegamtshaus im Dorf verlegt, das später als Schulhaus verwendet wurde. Das Haus beinhaltet wunderschöne gotische Gewölbe und wurde in den Jahren 1978-1980 zu einem Mehrzweckgebäude umgestaltet. Das Gebäude enthält den Gemeindesaal mit Bühne sowie das Probelokal für die Musikkapelle.

Die Hochstifte Augsburg und Trient hatten Besitzungen in Thaur; so diente der Afrahof dem Hochstift Augsburg als Verwaltungssitz. Zu diesem Hof gehört die St. Ulrichskirche, die ihrer Anlage nach romanisch ist.
Die St. Vigiliuskirche erinnert an das Hochstift Trient. Sie wurde im 15. Jahrhundert urkundlich erwähnt, der heutige Bau wurde von Salzbergarbeiten um 1643 errichtet.
Die heutige Pfarrkirche Maria Himmelfahrt wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts errichtet und um 1766 barockisiert. Die Deckenfresken wurden 1878 vom Thaurer Künstler Josef Pernlochner geschaffen. Sie Statuen der 12 Apostel und 4 Kirchenlehrer sind die Werke von Vater und Sohn Giner, die ebenfalls heimische Künstler waren, wie überhaupt das Dorf Thaur zahlreiche Bildhauer und Maier hervorgebracht hat, die sich im besonderen der Krippenkunst widmeten. In einiger Entfernung vom Ort, unmittelbar an der Bundesstraße, steht das Lorettokirchlein, das Erzherzog Ferdinand 1589 erbauen ließ. Die Schlosskirche, den Aposteln Petrus und Paulus und dem hl. Romedius geweiht, deshalb von der Bevölkerung meist Romedikirchlein genannt, war im Ursprung eine romanische Doppelkapelle, die einmal Pfarrkirche der ausgedehnten Urpfarre war. Die Urpfarre Thaur bestand bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts und es gehörten Hall, Absam, Mils, Rum, Arzl und Mühlau dazu. Diese Kirche wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts neu errichtet und 1804 geweiht. Die Deckengemälde schufen die Thaurer Künstler Josef und Franz Giner.

Der hl. Romedius soll der Legende nach im Thaurer Schloss als Sohn eines „Grafen von Thaur“ geboren worden sein. Seine Güter schenkte er den Hochstiften Augsburg und Trient und lebte zurückgezogen als Einsiedler, zuletzt vermutlich im Nonstal in Südtirol, wo er auch begraben ist. Der Todestag soll der 15. Jänner sein, weshalb heute noch an diesem Tag, sowohl in Thaur, als auch in San Romedio im Nonstal der Namenstag des hl. Romedius gefeiert wird. Das Wappen von Thaur erinnert an das Schloss und Gericht Thaur, wurde 1983 von der Tiroler Landesregierung verliehen, aber schon im 18. Jahrhundert als Siegel verwendet.

Trotz seiner Nähe zu zwei Städten hat sich Thaur ein reichhaltiges und lebendiges Brauchtum erhalten. Thaur ist vor allem durch seine schönen, zum Teil sehr alten Weihnachtskrippen bekannt. Der Brauch, das Weihnachtsgeschehen mit Figuren anschaulich darzustellen entstand im 16. Jahrhundert. Die älteste Krippe in Thaur stammt aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Am Romeditag (15. Jänner) werden die Krippen wieder abgeräumt, denn nun beginnt die Fasnacht mit dem sogenannten „Mullerlaufen“. Die Muller sind ein Sammelbegriff für die Masken wie Zottler, Zaggeler, die den Winter symbolisieren, sowie Melcher, Weißen, Spiegel- oder Altartuxer, die den Frühling versinnbildlichen sollen. Das Treiben der Muller endet am „Unsinnigen Donnerstag“. Es folgt die ruhige Fastenzeit. Am Palmsonntag wird in Thaur, als einzigem Ort Tirols, ein Palmeselumzug abgehalten. Der Palmesel mit der fast lebensgroßen Christusfigur wird bei der Prozession von Buben zum Romedikirchl, anschließend bis zur Pfarrkirche nach Rum und wieder zurück zur Pfarrkirche Thaur gezogen. Dabei wird er von der Bevölkerung und von Buben getragenen kleinen Palmeseln (das sind eine besondere Art von Palmstangen) begleitet. Thaur ist noch einer der wenigen Orte, wo in der Karwoche ein „Heiliges Grab“ im Altarraum der Pfarrkirche aufgestellt wird. Am Fronleichnamstag, am Hohen Frauentag (15. August) und am Rosenkranzsonntag (1. Sonntag im Oktober) werden ebenfalls kirchliche Prozessionen abgehalten, bei denen das Allerheiligste durch den Ort getragen wird. Das Sakrament wird von einer eigenen Garde, den „Partisanern“ – benannt nach ihrer Lanze, der „Partisane“ – geschützt. Die Garde der Partisaner entstand in der Reformationszeit, ihre farbige Tracht stammt aus dem 17. Jahrhundert. An den Prozessionen nehmen neben derBevölkerung auch die Musikkapelle, die Schützenkompanie, sowie andere Korporationen mit ihren bunten Fahnen teil.

Quelle: Gemeinde Thaur