Die Burg zu Rattenberg war die wichtigste Befestigungsanlage des Herzogtums Bayern im Unterinntal. Urkundlich erstmals 1254 erwähnt, dürften ihre Anfänge aber bis in die Zeit der Rapotonen (10. Jh.) zurückreichen.

Ursprünglich als reine Militäranlage geplant, entwickelte sie sich im Laufe der Zeit zum Verwaltungszentrum der Stadt. Sie war Sitz der Gerichtsbarkeit und der Stadtverwaltung. Bis zum 15. Jh. ging der ganze Verkehr über den Schlossberg, wo auch Zoll zu entrichten war. Im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte wurde die Burg unter bayerischer Herrschaft mehrmals an Tirol verpfändet. 1504 kam sie unter Kaiser Maximilian I endgültig zu Tirol und Österreich. Anfang des 16. Jh. Wurde sie von Michael Zeller erweitert und verstärkt. Damals erhielt sie auch ihren heutigen Umfang. Fortan blieb sie im wesentlichen bis ins 18. Jh. unverändert.

Im Verlauf des 18. Jh. verlor die Burg nach und nach ihren Festungscharakter. Durch diverse Brände und notorischen Geldmangel verfiel sie zunehmend und war vom militärischen Standpunkt aus gesehen mittlerweile auch völlig veraltet.
1782 kam ein Edikt heraus, das alle Festungen Tirols mit Ausnahme von Kufstein zum Verkauf ausschrieb. Der Rattenberger Schmiedemeister Joachim Pöll kaufte die gesamte Anlage in der Absicht, sie radikal auszuschlachten. Er riss sämtliche Eisenteile, Holzarbeiten, Fenster- und Türstöcke heraus, ließ die Dächer abtragen und zerstörte selbst die Ziegelgewölbe. Was noch übrig blieb, holten sich die ärmsten Schichten der Bevölkerung.

Als die Burg 1905 von der Stadtgemeinde Rattenberg erworben wurde, war sie nur mehr eine Ruine. Seit 1980 werden verstärkt Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt.

Der Schlossberg dient heute als Aussichtsplattform und im Sommer als Szenarium für den Rattenberger Theaterverein.

Die baulichen Überreste der Burg

Der Bergfried
Der Bergfried ist der stärkste und wehrhafteste Teil einer Burg. Er dient den Verteidigern als letzte Rückzugsmöglichkeit, wenn der Rest der Burg schon erobert ist. Er ist deshalb immer als massiver Turm ausgeführt, dessen Eingang in den oberen Geschossen liegt und somit für einen Angreifer nur schwer zu erreichen ist. Die Tür im Erdgeschoss des Rattenberger Bergfriedes führte nur in den Keller des Turmes und hatte keine Verbindung zu den Obergeschossen.
Der Bergfried von Rattenberg ist der einzige Bauteil, der aus der Zeit des 13. Jh. erhalten geblieben ist (die Obergeschosse wurden allerdings im 15. Jh. erneuert). In späterer Zeit wurden einzelne Bereiche auch als Schreibstube und Archivräume genutzt.

Das Westtor
Gut erhalten ist das westliche Burgtor, das als runder Wehrturm ausgebildet ist. Vor dem Tordurchbruch machte der Weg eine 90 Grad-Kurve, wodurch ein Angriff mit den damals üblichen Rammböcken unmöglich wurde, da kein Platz für einen Anlauf zur Verfügung stand.

Das obere Schloss
Seit 1503 wird zuerst noch unter Herzog Georg dem Reichen von Bayern und nach 1504 von Kaiser Maximilian I die Burg wesentlich vergrößert und zur mächtigen Festung ausgebaut. 1521 werden die Bauarbeiten von Baumeister Michael Zeller vollendet. Aus dieser Zeit stammen die starken Rondelle im Osten und Westen und das ÑObere Schlossì auf dem die Burg im Süden überhöhenden Gegenhang. Durch diesen neuen Mauerring konnte die Flanke zum Berg hin deutlich besser geschützt und effizienter verteidigt werden. Im ÑOberen Schlossì befand sich auch die ÑArme-Sünder-Zelleì, in der die zum Tode Verurteilten auf ihre Hinrichtung warten mussten.

Kanzler Wilhelm Biener
An der Ostwand des Bergfriedes am Rattenberger Schlossberg erinnert eine Inschriftentafel an die Hinrichtung des Tiroler Kanzlers Dr. Wilhelm Biener, der im Hof der Burg im Jahr 1651 enthauptet wurde.
Biener wurde 1588 in Lauchheim, Schwaben, geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und wurde nach einer Reihe von diplomatischen Wanderjahren 1632 Hofkanzler unter der Tiroler Landesherrin Claudia von Medici.
Nach deren Tod im Jahr 1648 begann der Einfluss Bieners zu schwinden. Biener hatte sich durch seine Politik und sein Verhalten am Hof in Innsbruck viele Feinde geschaffen, die nun ihre Stunde gekommen sahen, sich den ungeliebten Kanzler ein für alle mal vom Hals zu schaffen. 1650 wurde er seines Amtes enthoben und noch im selben Jahr wegen angeblicher Unterschlagung und Steuerhinterziehung verhaftet. Am schwerwiegendsten war aber, dass man unter seinen Schriften ein von ihm selbst verfasstes Spottgedicht auf Claudia von Medici fand, was ihm als Majestätsbeleidigung ausgelegt wurde. Und darauf stand die Todesstrafe.
Biener wurde mit dem Schiff von Innsbruck nach Rattenberg gebracht und in den Verließen der Burg eingekerkert. 1651 fand der Prozess statt, der mit dem Todesurteil endete. Biener wurde am 17. Juli im unteren Schlosshof hingerichtet. Den Leichnam verscharrte man außerhalb des Friedhofs in ungeweihter Erde. Sein Grab ist heute nicht mehr bekannt.

Quelle: TVB Rattenberg