Neuhof und Goldenes Dachl
Neuhof und Goldenes Dachl
Die erste landesherrliche Residenz in Innsbruck war die Andechser Burg. Diese war eine typisch mittelalterliche Burganlage, welche dem Geist der beginnenden Renaissance nicht mehr entsprach. Bereits 1420 bereitete Herzog Friedrich IV.  die Schaffung dieses neuen Ansitzes durch den Kauf von zwei Häusern, ließ diese verbinden und 1428 ein Kapelle zum Heiligen Georg einbauen. Unter Herzog Sigmund wurde der Komplex noch um ein Haus östlich erweitert. Nachdem Sigmund mit seiner Frau Eleonore von Schottland in der alten Burg residiert hatte, zog er mit seiner zweiten Gattin Katharina von Sachsen in den Neuhof, den er im Jahre 1459 durch einen Turmbau im Hof erweitern ließ. Unter seiner Herrschaft wurde auch der Wappenstein, der heute noch als Kopie das Gebäude ziert, hergestellt. Unter Kaiser Maximilian I. verlor der Neuhof seine Bedeutung als Residenz, da inzwischen die Hofburg errichtet worden war. Stattdessen wurde der Neuhof als Kanzleigebäude für die Kammer und das Regiment genutzt. Am Ende des 15. Jahrhunderts wurde im Auftrag des Kaisers das Goldene Dachl an diesem Gebäudekomplex begonnen, wobei Das Datum der Fertigstellung bis Heute umstritten ist.

 

 

Erker mit Relief
Erker mit Relief
1494 wurde der Prunkerker in seiner Grundstruktur für die Hochzeit Maximilians mit Bianca Maria Sforza errichtet, wobei diverse Quellen auf einen bereits seit Friedrich IV. bestehenden kleinen schmalen Erker hinweisen. In der ersten Ausbau, bzw. Umbaustufe wurde das Kreuzrippengewölbe angebracht, worauf neben dem baulichen Befund auch die an seinen Eckpunkten angebrachten Wappen hindeuten, da das Wappen der zweiten Frau Erzherzog Sigmunds noch vorhanden ist, diese aber 1496 nochmals heiratete und daher dieses ab dieser Zeit nicht mehr angebracht worden wäre. In den Reliefen am Erker wurde Maximilian oftmals selbst dargestellt, ihm zur Seite stehen Maureskentänzer als Symbol der damaligen Moderne, wodurch sich Maximilian in diesem Bauwerk nicht als letzter Ritter, sondern als Vorreiter der Moderne darstellen ließ. Dazu wurde neben Bianca Maria Sforza auch Maximilians erste Frau Maria von Burgund dargestellt.

 

Die untere Reliefreihe wurde auch zu dieser Zeit angebracht, jedoch nach der Kaiserkrönung 1508 modifiziert, wobei ein Teil der Wappen am Goldenen Dachl zugunsten des Doppeladlers ausgetauscht wurden.  Die Auswahl der dargestellten Wappen liest sich wie ein machtpolitisches Programm: Neben dem Doppeladler des Reiches, dem österreichischen Bindenschild, dem Wappen des Königs von Ungarn befinden sich das Wappen von Burgund, und das Wappen der Sforza. In der Mittelpartie befinden sich zwei fahnentragende Landsknechte, welche um 1500 von Jörg Kölderer geschaffen wurden.
1516-57 wurde das Gebäude umgebaut.
Bis 1775 war der Neuhof Sitz der Hofkammer und wurde in diesem Jahr zu einer Kaserne umgewandelt.
1822 wurde der Bau in ein Zinshaus umgebaut, wodurch die ehemals herrschaftlichen Räume verloren gingen.

 

mittlere Teil des Vorbaues
mittlere Teil des Vorbaues
Nachdem das neue Gebäude errichtet worden war, hielt sich Friedrich IV. die meiste Zeit in Innsbruck auf. Wie sehr die Innsbruck bereits als Landeshauptstadt gegolten haben muss, wird durch die Boten des französischen Königs sichtbar, welche wegen Verhandlungen bezüglich Burgund, direkt nach Innsbruck kamen.

 

Friedrich folgte sein Sohn Sigmund nach, dem der Neuhof in seiner Beengtheit zu klein erschien und deshalb eine neue Residenz errichten ließ: die Hofburg:


Autor: Mag. Michael Fritz