Rudolf IV., genannt der Stifter (* 1. November 1339 in Wien, Ü 27. Juli 1365 in Mailand) war Herzog (und selbst ernannter Erzherzog) von Österreich 1358-1365.

 

Als ältester Sohn von Albrecht II. und der Johanna von Pfirt gehörte er der dritten Generation von Habsburger-Herzögen in Österreich an. Er war somit der erste Herzog, der im Land selbst geboren war und es als seine engere Heimat betrachtete, was zu seiner Popularität ziemlich beitrug. Er gilt als einer der energischsten und engagiertesten Herrscher Österreichs im Spätmittelalter, es heißt, er soll schon als junger Mann wie ein König aufgetreten sein.

Er war verheiratet mit Katharina von Böhmen, was ihn zu einem Schwiegersohn Karls IV. machte. Die Konkurrenz zu seinem Schwiegervater, der Prag zu einem glänzenden Kulturzentrum ausbaute, war ein nicht unwesentliches Motiv in seinem Denken und Handeln.

So wie Karl die Bedeutung Prags, wollte er die Bedeutung Wiens heben, was in vielen seiner Urkunden auch betont wird.

Eines sprang dabei ins Auge und hatte schon alle österreichischen Herzöge seit mehr als hundert Jahren beschäftigt: Wien war kein Bischofssitz. Zuständig war immer noch der Bischof von Passau, ein Zustand, der für eine herzogliche Residenzstadt als misslich empfunden wurde. Da die Passauer Bischöfe aber bessere Beziehungen zum Papst hatten, drang er mit dem Projekt, ein eigenes Bistum in Wien zu errichten, nicht durch. Stattdessen griff er zu einer Art Hochstapelei: er veranlasste in St. Stephan die Gründung eines Metropolitankapitels (was dem Namen nach einem Erzbischof beigeordnet sein müsste), dessen Mitglieder rot gekleidet waren (wie Kardinäle). Der Propst dieses Domkapitels erhielt den Titel Erzkanzler von Österreich.

Kein Bluff war allerdings der Ausbau der Kirche zu St. Stephan, deren hochgotisches Langhaus unter ihm begonnen wurde (Neubau des Wiener Stephandomes, an dessen Portal er sich verewigte). Dies geschah nicht zuletzt auch als Konkurrenz zum Prager Veitsdom.

Ebenfalls in Konkurrenz zur Karls-Universität in Prag war die Gründung der Universität Wien gedacht, die heute noch Alma Mater Rudolphina heißt. Sie ist die älteste deutschsprachige Universität. Die Gründung erfolgte 1365, aber erst 1385 (also nach Rudolfs Tod) konnte eine theologische Fakultät gegründet werden, was in den Augen der Zeit erst eine vollständige Universität ausmachte.

Viele andere Maßnahmen dienten dazu, die Wirtschaft der Stadt zu heben, etwa die Aufsichtspflicht des Bürgermeisters über alle Grundstückskäufe, um einen zu großen Anteil der "Toten Hand" (des wirtschaftlich unproduktiven Kirchenbesitzes) zu verhindern. Auch gelang es ihm mit dem Wiener Pfennig eine relativ stabile Münzeinheit zu schaffen.

Am wohl bekanntesten ist ein weiterer Bluff, die Fälschung des Privilegium Maius, das ihn de facto den Kurfürsten gleich stellte, da Österreich in der Goldenen Bulle leer ausgegangen war. Der bei dieser Gelegenheit erfundene Erzherzogstitel wurde ab dem 16. Jahrhundert zu einem Charakteristikum der Prinzen aus dem Haus Habsburg.

1363 schloss er mit der Tiroler Landesfürstin Margarete Maultasch einen Erbvertrag, nach dem Tirol an die "Herrschaft zu Österreich" fiel. Durch seinen Vertrag mit Margarete Maultasch konnte er auch Tirol an die Habsburger bringen.

Er schloss mit seinem Schwiegervater Kaiser Karl IV. 1364 den Brünner Erbvertrag (1364), der die gegenseitige Erbfolge von Habsburgern und Luxemburgern vorsah.

Trotz des hochfliegenden (und vielleicht ein wenig größenwahnsinnigen) Charakters seiner Pläne, hat er doch seine Länder und vor allem seine Residenzstadt modernisiert und auch an Bedeutung bereichert. Sein früher Tod setzte dem ein jähes Ende: seine Brüder Albrecht III. und Leopold III., die nach der Rudolfinischen Hausordnung gemeinsam hätten regieren sollen, zerstritten sich schon bald heillos und teilten ihren Besitz 1379.

An Bedeutung für die Kunstgeschichte kaum zu überschätzen ist sein Porträt, das erste (Halb-)Frontalporträt des Abendlandes. Es war einige Jahrzehnte über seinem Grab im Stephansdom aufgehängt und ist jetzt im Erzbischöflichen Dom- und Diözesanmuseum zu sehen. Abgesehen von der (erfundenen) Erzherzogskrone, deren perspektivische Darstellung der Künstler noch nicht ganz im Griff hatte, ist es ein völlig realistisches Porträt. Sogar die beginnende Gesichtslähmung des Herzogs ist dargestellt.

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