Wappen von RietzOrtsteile: Bichl, Buchen, Stille, Holzleiten, Dürre, Dorf, Unterdorf, Platzl, Wegscheide, Schlappach und Stagglhof

 

 

 

{tab=Geschichte}

Erstmals wurde Rietz im Jahre 1264 urkundlich erwähnt, jedoch scheint der Ort bereits früher bekannt gewesen zu sein, da sich der Name wahrscheinlich aus dem illyrischen ableitet. 1282 kam Rietz von der Grafschaft Hörtenberg zum Gericht Petersberg, welches bei Silz sein Zentrum hatte. Die Haupteinnahmequelle der Gemeinde zu dieser Zeit war die Landwirtschaft. 1325 wir einer Steuerliste Rietz bereits als „Gemain“ tituliert, was auf eine stärkere Besiedelung schließen lässt.
Die Einführung der Schulpflicht unter Maria Theresia hatte auch auf Rietz Einfluss: Ab 1762 werden in den Quellen der Gemeinde erstmals Lehrer genannt und 1825 wurde das erste Schulgebäude errichtet. Dieses wurde durch den Bau eines Widums 1841 umgestaltet. Neben der Landwirtschaft trat in dieser Zeit auch das Klöppeln von Spitzen und das Ketteln von Rosenkränzen als Einnahmequelle vor allem für Frauen hervor. Diese Tätigkeit scheint so erfolgreich gewesen zu sein, dass im Jahre 1872 eine eigene Klöppelschule eröffnet wurde, die aber nicht lange Bestand hatte. Bis zum zweiten Weltkrieg wurden diese Tätigkeiten in Rietz ausgeübt. Der Tourismus verdrängte nach dem 2. Weltkrieg langsam die Landwirtschaft als Haupterwerbsquelle im Ort.

{tab=Kirchengeschichte}

Rietz gehörte zur Urpfarre Telfs und erhielt erst im Jahre 1841 eine eigene Kuratie. 1891 wurde Rietz zur selbstständigen Pfarre erhoben. Auffällig ist die große Anzahl an Kirchen für einen kleinen Ort:

St. Valentin Kirche / Pfarrkirche
1334 wurde dieser sakrale Bau in seiner Urform, welche noch heute vorhanden ist, errichtet. Im 16 Jahrhundert, wahrscheinlich aufgrund von steigenden Bevölkerungszahlen wurde das Bauwerk erweitert. Wie die meisten Kirchen in Tirol wurde auch die St. Valentin Kirche barockisiert. Im Jahre 1947 erfolgte die letzte Vergrößerung der Kirche. Hervorhebenswert ist der Rokokoaltar aus dem Jahre 1769 vom Bildhauer Hans Reindl aus Stams.

St. Antonius Kirche
Die St. Antonius Kirche wurde am nördlichen Ortsrand errichtet. Sie wird als Wallfahrtskirche verehrt, wie eine große Anzahl von Votivtafeln belegt. Die Hallenförmige Kirche wurde in den Jahren 1756/57 von Johann Michael Umhauser errichtet, wobei sie an der Stelle einer älteren Kapelle gebaut wurde. Wann dieser erste Bau errichtet wurde, ist leider nicht bekannt.

Hl. Kreuz Kirche
Auch hier war der Urbau eine gotische Kapelle. Im Jahre 1664 wurde die Kirche dann erbaut und 1705 im Barockstil umgestaltet. Der Altar stammt aus dem Stift Stams, wo er ursprünglich in einem Seitenaltar untergebracht war.

Neben den 3 Kirchen, welche auch im Wappen der Gemeinde gezeigt werden, gibt es auch eine große Anzahl von Kapellen.

{tab=Persönlichkeiten}

Delago, Hermann Alpinist
Geb. 2. April 1875 in Rietz, gest. 9. Dezember 1962 in Innsbruck.
Schon in frühen Jahren begann Delago, der aus einer Grödener Familie stammte, mit dem Bergsteigen. Neben seinem Beruf als Schriftsetzer in der Tyrolia in Brixen und später in Innsbruck widmete er sich vor allem dem Alpinismus. Er lehnte technische Hilfsmittel ab und absolvierte viele Erstbesteigungen im Karwendel, den Stubaier Alpen und in den Dolomiten. Seine Wanderführer über die Zillertaler-, die Ötztaler und Stubaier Alpen waren sehr begehrt. Das berühmteste Werk von ihm war ein Wanderführer für die Dolomiten, der seit 1930 in sieben Auflagen produziert wurde.

Natter, Heinrich Bildhauer
Geb. 16. März 1844 in Graun, gest. 13. April 1892 in Wien
Als Sohn eines Wundarztes aus Rietz, der in Graun praktizierte kam Heinrich Natter als drittes von fünf Kindern zur Welt. Da er an der Realschule in Innsbruck scheiterte, schickte ihn sein Vater nach Meran zur Bildhauerlehre. Da er dachte, dort nicht lernen zu können, floh er nach München, wurde dort an der Akademie jedoch nicht angenommen. Sein Weg führte ihn nach Augsburg, wo er beinahe ins tiefste soziale Elend abrutschte. Doch Gönner, welche sein Talent erkannten, förderten ihn und ermöglichten ihm Studienaufenthalte in Venedig, Florenz und Rom. Nach dieser Ausbildung ließ er sich in München nieder und bekam viele Aufträge. Durch seine Frau animiert übersiedelte er nach Wien, wo ihm sein Schwiegervater ein Atelier einrichtete. Zu seinen berühmtesten Werdekn gehören das Zwinglidenkmal in Zürich, das Joseph Haydn Denkmal in Wien und das Andreas Hofer Denkmal am Bergisel/Innsbruck. Auch das Denkmal für Walther von der Vogelweide, welches heute am Rosseggerplatz in Bozen steht, stammt von ihm. 1892 verstarb der Bildhauer und wurde in Zürich eingeäschert, da sowohl Innsbruck, wie auch Wien, diese Art der Bestattung ablehnten.

Kluibenschedl, Heinrich Maler
Geb. 3. März 1849 in Rietz, gest. 1. Dezember 1929 in Rietz
Als Sohn des Anstreichers und Fass und Bildermalers Josef Kluibenschedl geboren, bekam er von seinem Vater bereits den ersten Unterricht. Nach einem Jahr Lehre kam er an die Gewerbeschule . In den Ferien arbeitete er beim Maler Franz Plattner, bei dem er auch die Technik des Freskos lernte. 1872 bis zum ersten Weltkrieg malte er viele Deckengemälde in Tiroler Kirchen und galt als letzter Vertreter des Nazarener Stils in Tirol. Daneben restaurierte er viele Kirchenfresken. 1925 hielt er einen Kurs im Auftrag der Wiener Akademie in Innsbruck zum Thema Freskenmalen ab. Im selben Jahr erschien auch das Buch „praktische Anleitung zum Freskenmalen nach der Manier der alten Meister in Tirol“.
Seine Papierkrippe, die er in den letzten Jahren seines Lebens malte wurde sehr bekannt.
1980 wurde an seinem Geburtshaus in Riez eine Gedenktafel angebracht.

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