Arzl im Pitztal

Ortsteile: Arzl, Wald, Leins Ried jenseits der Pitze und Timmels

Die erste Besiedlung Arzls im Pitztal fand bereits in der in der Mittleren Bronzezeit statt. Grabungen am Burgstall im Jahre 1966 brachten 3 Siedlungsschichten zutage: eine aus der mittleren Bronzezeit, eine aus der Hallstatt- und eine aus der Römerzeit. Aus der Bronzezeit wurden Keramiken um 1500 v. Chr., aus der Hallstattzeit Spuren von Bauernhöfen und aus der Römerzeit Relikte einer Befestigungsanlage freigelegt. Aufgrund des römischen Militärlagers lässt sich der Name Arzl auf das lat. „arcella“ zurückführen, welches „kleines Lager“ bedeutet. Daneben wurde auch der „Osterstein“ freigelegt, der ursprünglich ein heidnischer Opferplatz war und später als Dingstatt fungierte.
Urkundlich erstmals erwähnt wird Arzl im Jahre 1260 in einer Schenkungsurkunde der Herrn von Starkenberg an das Kloster Wilten. Bereits 1070 waren die Ortsteile „Walda“ (Wald) und „Oista“ (Hochasten oder Karrösten) in einer Urkundes des Bistums Brixen genannt worden.
In einem Urbar von 1288 wird der landesherrliche Besitz eines Mairhofes erwähnt. Ein Dingstuhl (Gerichtsstuhl) wird im Jahre 1315 für Wald und Arzl errichtet. Im Urbar des Stiftes Stams von 1350 werden die Eigentumsverhältnisse in Arzl und Wald genau definiert: Der Grundbesitz lag beim Landesherrn, den Klöstern Stams und Wilten und einigen Adeligen. Die Bauern mussten diese zur Erbleihe nehmen und erst durch die allgemeine Grundentlastung des Jahres 1849 wurde diese Bindung gelöst.
Verwaltungstechnisch bildete das gesamte Gericht Imst – inklusive dem Pitztal – eine Verwaltungseinheit. Desweiteren erstreckte sich auch die Urpfarre auf dieses Gebiet. 1561 wurden die Orte in dieser Marktgenossenschaft in Nachbarschaften aufgeteilt: Arzl, Wald, Leins, Tummels, Hohenasten und Pitztental bildeten die „Nachbarschaft unterer Kirchstuhl“.

Wirtschaftlich war für Arzl neben der Landwirtschaft auch der Bergbau von Bedeutung: so war wahrscheinlich 1465 bereits eine Eisenhütte im Betrieb.

1809 kam es zu einem größeren Gefecht mit einem bayrischen Korps am Burgstall, wobei die Pitztaler den Übergang über den Pillersattel verhinderten.

Im 19. Jahrhundert gab es einen skurrilen wirtschaftlichen Versuch: man beabsichtigte in Arzl eine Seidenproduktion zu etablieren. Noch heute zeugen von diesem gescheiterten Experiment 2 Maulbeerbäume.
1811 wurde die „Nachbarschaft unterer Kirchstuhl“ zur politischen Gemeinde Arzl.1955 erhielt die Gemeinde die offizielle Bezeichnung „Arzl im Pitztal“.

 

Kirchengeschichte

Arzl gehörte zur Urpfarre Imst. 1358 wird erstmals eine Kirche im Gemeindegebiet erwähnt und 1440 wurde ein Ablass zur Neuerrichtung gewährt. 1534 wurde eine Kuratie errichtet.
1670 wurde die 2 geschossige Totenkapelle auf dem Arzler Friedhof eingeweiht. Im Jahre 1761 wird der neuerliche Umbau der Kirche zum Hl. Ingenuin und Hl. Albuin abgeschlossen und das Gotteshaus von einem Weihbischof von Brixen eingeweiht. 1836 wurde die gotische Turmspitze durch eine zwiebelförmige Kuppel ersetzt.
1891 wird Arzl zu eigenen Pfarre erhoben.

1493 wurde in Wald durch eine adelige Familie eine Kapelle als Eigenkirche errichtet. Diese erhielt 1691 erstmals einen Priester. 1695 wurde Wald zu einer Kaplanei. Nach dem Brand von 1754 wurde die Kapelle vergrößert wieder aufgebaut 1907 erhielt Wald einen eigenen Friedhof und wurde zur Expositur der Pfarre Arzl erhoben. Der letzte Umbau der Kirche erfolgte im Jahre 1907 nach einem neuerlichen Brand.

Leins wurde im Jahre 1738 zur Kaplanei und errichtete 1750 eine neue Kirche anstelle einer Kapelle. 1955 wurde die Kirche vergrößert und ein Friedhof angelegt.

Neben diesen hier erwähnten Kirchen besitzt Arzl noch weitere 22 Kapellen.

 

Persönlichkeiten

 

Krismer Stephan:
Geb. 25.12.1777 in Karres, gest. 8.11.1869 in der Kronburg bei Zams
Krismer wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. In der Kapuzinerschule in Imst fiel sein Talent den Lehrern auf und es wurde ihm der Besuch des Gymnasiums und des Priesterseminars in Brixen ermöglicht. 1804 wurde er zum Priester geweiht und kam als Kuratprovisor nach See im Paznauntal. 1809 fungierte er als Feldgeistlicher für die Oberinntaler Schützen. Nach der Bergiselschlacht am 1. November zwangen ihn die Schützen beim Heimweg das Kommando zu übernehmen. Am 11. November leitete er erfolgreich das Gefecht bei Arzl und Gunglgrün, am 24.11.1809 bei Giggl. In dieser letzten Schlacht wirkten auch über 100 Frauen und Mädchen auf Tiroler Seite mit. Nach dem Krieg setzte er sich vor allem für die Kriegsweisen und Hinterbliebenen ein. 1833 erreichte er durch Sammlungen die Gründung des Klosters der Barmherzigen Schwestern in Ried und bereits ein Jahr später eines in Imst. Krismer verzichtet 1833 auf die Kuratie Fiss und wurde Kaplan auf der Kronburg. 1845 erwarb er die Kronburg und bereits 1848 wurde ein Kloster dort errichtet. Der Plan ein „Schulbrüderinstut“ zu errichten schlug fehl, jedoch wurde 1867 das Tertiarschwesternkloster mit angeschlossener Bildungsanstalt errichtet. Berühmt war Krismer auch für seine Dialektpredigten, sodass er 1863 zur 500 Jährigen Jubiläums „Tirol bei Österreich“ vor Kaiser Franz Joseph die Feldmesse in Innsbruck zelebrierte 1869 verstarb Krismer auf der Kronburg und wurde am neu errichtet Friedhof beigesetzt.

Schnegg, Johann
Geb. 27.5.1724 in Ried bei Imsterberg (damals bei Arzl im Pitztal), gest. 19.11.1784 in Arzl im Pitztal
Er wurde wahrscheinlich bei Balthasar Jais in Imst zum Bildhauer ausgebildet und beendete seine Ausbildung 1747. Hierauf arbeitete er bei Stefan Föger in Innsbruck. 1748 trat er in die Werkstatt des Hofbildhauers Johann Georg Ziegler in Bayreuth ein und heiratete dessen Tochter. Nach dem Tode Zieglers übernahm er den Betrieb und beendete die Flußgöttergruppe im Bassin der Bayreuther Eremitage. 1756 wurde er Leiter der Bildhauerklasse in der Bayreuther Kunstakademie und „Hofbildhauer“. 1761 errichtete er eine „Brunnengruppe“ im Grottensaal des Neuen Potsdamer Palais für Friedrich den Großen von Preussen.
1764-66 schuf er die Skulpturen von 12 unartigen Kindern an der Balustrade des Schlosses Sanssouci.
Nach dem Tod seiner Frau flüchtete Schnegg aufgrund Heimweh im Jahre 1769 wieder nach Tirol, sein Vermögen in hohlen Skulpturen versteckt.
Für den Brixener Erzbischof fertigte er eine Elfenbeinplastik des hl. Michael an, welche sich heute in der Schatzkammer der Hofburg in Wien befindet. Daneben fertigte er viele Skulpturen für Tiroler Kirchen. Neben Andreas Damasch gilt Johann Schnegg als der bedeutendste Barockbildhauer des Tiroler Oberinntales.