ImageAls letzter Ort des oberen Stanzertales besitzt St. Anton den größten Flächenanteil des ganzen Tales, das sich mit mehreren Seitentälern bis in Zentrum der Verwallgruppe hineinzieht. Die Gemeinde grenzt an drei Verwaltungs- und vier Gerichtsbezirke mit neun Nachbargemeinden - Kaisers, Pettneu, Kappl, Ischgl, Galtür, Gaschurn, Silbertal, Klösterle, Lech; Die Ge-meindefläche beträgt 165 km2 und ist flächenmäßig größer als das Fürstentum Lichtenstein, welches es auf 160 km2 bringt. Mit Beschluß der Landesregierung 1927 zur Namensänderung wurde der Gemeinde St. Anton am Arlberg auch das Wappen verliehen. „In Silber über blau gewelltem Schildfuß drei grüne Berge, der rechte und linke erhöht und mit silbernen Spitzen, der mittlere mit einem sich nach oben verjüngendem Pfahl, darüber mit den Fängen auf dem rechten und linken Berg aufstützend, der Tiroler Adler. Farben der Gemeindefahne Weiß-Rot" Die Sympolik des Wappens ist klar – In der Mitte der Arlberg, über den die Straße führt, der Tiroler Adler, Inbegriff der Freiheit und Wehrbereitschaft gegen äußere und innere Feinde. Die Einwohnerzahl laut Volkszählung 2001 liegt bei 2549 und hat sich im Laufe von 100 Jahren fast verdreifacht. (1901 - 877 Einwohner). Die Zahl der Häuser lag 1901 bei 106 und im Jahre 2001 bei über 800. Erstmalig werden dieses Jahr dank der ausgezeichneten Wintersaison über 1 Million Nächtigungen erzielt werden und an die 9.000 Gästebetten stehen zur Verfügung. 34 Seilbahn- und Liftanlagen der Arlberger Bergbahnen AG erschließen das weitläufige Skigebiet und haben eine stündliche Gesamtförderleistung von 46.770 Personen. Die Gemeinde St. Anton am Arberg besteht aus den Ortsteilen St. Anton, St. Jakob und St. Christoph und der Tourismus dominiert fast zur Gänze das Geschehen in unserem Ort. Es gibt aber auch mehrere Handewerks,- Handels- und Dienstleistungsbetriebe. Die Landwirtschaft ist von jeher klein strukturiert und seit vielen Jahren leider sehr rückläufig. Derzeit gibt es noch 43 viehhaltende Betreibe (Nebenerwerbsbauern) – der Großteil davon in St. Jakob. Nach wie vor werden die von der Agrargemeinschaft verwalteten Alpen „bestoßen" und auf den Alpen Putzen und Tritsch wird noch nach alter Tradition gesennt. Ebenso wird – trotz fast nicht mehr erfüllbarer EU Richtlinien - in St. Anton eine Sennerei aufrechterhalten. Neben der Rinder- und Schafhaltung werden die letzten Jahre vermehrt wieder Pferde (Haflinger) gehalten. Die Gemeinde selbst beschäftigt in den Bereichen Verwaltung, Bauhof, Schulen, Kindergärten sowie dem gemeindeeigenen EWA (Energie-und Wirtschaftsbetriebe) mit den Bereichen Versorgung, Entsorgung, Dienstleistung an die 100 Mitarbeiter/innen. St. Anton verfügt über 2 Volksschulen, zwei Kindergärten und ist Hauptschul- und Standesamtssprengelsitz. Innerhalb der politischen Gemeinde bestehen zwei Pfarreien – St. Anton und St. Jakob. St. Anton verfügt über ein ausgeprägtes Vereinsleben wobei die Sport- und Traditionsvereine dominieren. Seit Jahrzehnten wird von Seiten der Gemeinde und es Tourismusverbandes intensiv in die Infrastruktur und Ortsbildgestaltung investiert. So präsentiert sich St. Anton dem Besucher als moderner und gefälliger Urlaubsort mit starken traditonellen Wurzeln.

 

St. Anton am Arlberg – ein Streifzug durch die Geschichte

 

Es wird kaum eine Gemeinde geben, die wie St. Anton am Arlberg innerhalb von 750 Jahren bereits den fünften Namen trägt. Um 1275 als „Vallis taberna" bezeichnet, folgte über Jahrhunderte der Name „Stanzertal" (1275 - ca. 1805) ehe für kurze Zeit der Gemeindename St. Jakob als Standort der uralten Kuratie St. Jakob übernommen wurde. (1805 – ca.1811). Auch dieser Name dürfte nicht zufriedenstellend gewesen sein und man einige sich auf den Gemeindenamen nach dem alten Ortsteil Nasserein (1811 – 1927) der inmitten der beiden Fraktionen St. Jakob und St. Anton gelegen ist, wohl auch deswegen, da das Postgasthaus sich in diesem Ortsteil bis 1824 befand. Mit dem Bau der neuen Landstraße 1824 wurden die beiden Ortsteile St. Jakob und Nasserein umfahren und der Ortsteil St. Anton gewann immer mehr an Bedeutung. Als in den Jahren 1880 bis 1884 die Arlbergbahn gebaut wurde, stand bereits bei der Planung fest, daß die Bahnstation „St. Anton am Arlberg" heißen werde, obwohl der Gemeindename nach wie vor „Nasserein" war. Über die Jahre wurde dann immer mehr der spürbare Wunsch deutlich, den Gemeindenamen „Nasserein" in den viel gebräuchlicheren Namen „St. Anton am Arlberg" abzuändern. Es sollte aber noch bis 1927 dauern, ehe der Gemeindename „St. Anton am Arlberg" nach langen Differenzen innerhalb der Fraktionen St. Anton und St. Jakob im Gemeinderat beschlossen werden konnte.

Auch der Name Arl(berg) läßt sich mit verschiedenen Schreibungen bis 1218 (Arle, Arlen, Montem Arili, Arlenperge) zurückverfolgen und wird sinngemäß von Arle = Latsche (Zunterna) übersetzt. Bezeichnet wurde in einer Urkunde von 1218 damit ein erwähnenswerter Wald, welcher sich bis zum Arl erstreckte. Sachliche wie auch formelle Gesichtspunkte deuten aber auch auf eine andere Namensgebung in einer älteren Sprache hin. Der „Arl" gab auch „Burg Arlen" seinen Namen, welche sich auf dem Schloßkopf oberhalb von Nasserein befand. Erbaut wurde diese Burg von ca. 1225 bis 1250 von den „Schrofensteiner", welche dann aber in den Besitz (um 1310) des Landesherrn übergeben wurde, der wieder Burghüter zur Verwaltung einsetzte. Bereits 1312 wurde die Burg von den Rötenbergern aus dem Allgäu zerstört, aber wieder aufgebaut. 1406 kam es zu den Appenzellernkriegen. Aus Vorarlberg kommend zogen die Appenzeller brandschatzend über den Arlberg und zerstörten die Burg Arlen und töteten auch den Burgherrn Jakob Überrainer im Turm zu Pettneu. Die Burg verfiel zur Ruine und wurde nicht mehr aufgebaut. Hin und wieder ist man in den 60iger Jahren bei Bauarbeiten auf die unterirdischen Gänge der Burg gestoßen, welche bis weit nach Nasserein und St. Jakob hinunter führten. Leider wurde eine genauere Erforschung dieser Gänge verabsäumt.

 

Im Umfeld der „Burg Arlen" ist auch Heinrich Findelkind zu nennen, der 1375 in unsere Gemeinde gelangte. Ihn hatten zwei Priestern, die sich auf dem Weg nach Rom befanden, in Vorarlberg aufgelesen und begleiteten ihn bis auf Burg Arlen. Der Burgherr bat sie, ihm den Knaben zu überlassen. So blieb der etwa zwölfjährige 10 Jahre lang bei Jakob Überrainer als Schweinehirt tätig und durfte am Sonntag seinem Herrn das Schwert in die Kirche nach St. Jakob tragen. In dieser Zeit brachte man viele Tote, die im tiefen Schnee auf dem Arlberg umgekommen waren, zum Friedhof nach St. Jakob. Voll Erbarmen beschloß Heinrich, mit dem als Hirte verdienten 15 Gulden eine Unterkunft auf dem Arlberg zu bauen. Zu Weihnachten 1385 erhielt er von Herzog Leopold III die Erlaubnis zur Errichtung einer Herberge und am 24. Juni 1386 begann er mit dem Bau. Bereits im ersten Winter konnte er sieben Menschen vor dem Erfrieren retten. Im selben Jahr dürfte er auch vom Papst die Erlaubnis zur Gründung der „Bruderschaft St. Christoph" erhalten haben. In den folgenden Sommern zog er durch ganz Europa, um für sein Werk zu werben. 1415 soll die Bruderschaft St. Christoph bereits 2000 Mitglieder gehabt haben. Dazu zählten, wie auch heute noch, Reiche und Arme, Adelige und einfache Leute, geistliche und weltliche Herren. 1784 wurde die Bruderschaft von Kaiser Josef II aufgelöst, im Jahre 1962 aber wieder erweckt.Heute zählt die Bruderschaft St. Christoph über 13.000 Mitglieder. Mit den jährlichen Beitragszahlungen und Spenden werden die caritativ-sozialen Leistungen im Sinne von Heinrich Findelkind fortgesetzt, die allein zum Ziel haben, unverschuldet in Not geratenen Familien zu helfen und sie finanziell zu unterstützen.

 

Von je her bestimmte die Verkehrsentwicklung das Geschehen unserer Gemeinde und mehrere verschiedene Wege über den Arlberg lassen sich in den Aufzeichnungen und Dorfordnungen nachweisen. Als 1363 Tirol und bald darauf auch Vorarlberg zum Habs-burgerreich gekommen waren, setzte auf dem Fahrweg über den Arlberg verstärkter Verkehr ein, wobei dem Transport von Handelswaren aller Art, insbesondere dem Salztransport und den militärischen Gütern samt Truppenbewegungen größte Bedeutung zu kam. Die Dörfer dies- und jenseits des Arlberg erblühten und neue Siedlungen entstanden. Berühmtester Reisender zu dieser Zeit war Papst Johannes XXIII, der auf dem Weg zum Konzil nach Konstanz am 24. Oktober 1414 von Rom kommend den Arlberg überschritt. Es lag bereits tiefer Schnee auf dem Arlberg und durch ein Mißgeschick fiel der Wagen seiner Heiligkeit um und begrub den Papst unter sich, worauf dieser mit den Worten „Hier lieg ich nun im Namen des Teufels" seinen großen Unmut über das Mißgeschick zu erkennen gab. Papst Johannes XXIII wurde beim Konzil in Konstanz von seinem Amt enthoben und mußte aus Konstanz fliehen.

 

Im Untertanenverzeichnis von 1427 werden 88 Familienväter mit Weib und Kindern genannt, im Feuerstättenverzeichnis jedoch nur 65 Feuerstätten. Dies wohl deshalb, da viele Familien in Doppel- und Dreifachhäusern gewohnt haben. Sehr aufschlußreich sind auch die im Original erhaltenen Dorfordnungen aus dem Jahre 1656 und 1802, die alle Gehöfte mit ihren Bewohnern samt Rechten und Pflichten nennen. Nach dem Verkauf der Alpgebiete auf dem Arlberg (Alpe Stern genannt) samt sonstiger Alprechte (1450) an die Stadt Lindau am Bodensee, verschafften sich diese die Kontrolle über den Arlbergverkehr. Lindau förderte aber den Salztransport von Hall über den Fernpass und schädigte so den Salztransportverkehr über den Arlberg empfindlich. Im Laufe des 15 Jhd. verfiel die Straße über den Arlberg derart, daß er mit Wagen nicht mehr befahrbar war. Trotz Bemängelungen hielt sich dieser Zustand von ca. 1450 bis 1787 und wurde erst mit der Eröffnung der „Josephinischen Straße" über den Arlberg wieder abgeschafft. Der dadurch wieder stark steigende Fuhrwerksverkehr erzwang mit der „Kunststraße" 1824 den weiteren Ausbau, was die „Umfahrung" von St. Jakob und Nasserein zur Folge hatte. Zu dieser Zeit gab es viele Fuhrwerkfrächter in unserem Dorf, die den Transporten über den Arlberg „Vorspann" leisteten und viele Fuhrwerksknechte beschäftigten. Etwa um 1860 nahm der Arlbergverkehr rasch ab, da im Alpenvorland bereits Eisenbahnen entstanden waren und der Transport des Salzes nunmehr wieder über Bayern erfolgte. Die Bevölkerung in unserem Ort bekam diese Auswirkung bitter zu spüren und eine merkliche Verarmung setzte wieder ein. Der finanzielle Niedergang war in allen Teilen des Dorfes spürbar.Viele Einheimische gingen nunmehr wieder als Maurer, Zimmerleute oder Handlanger ins Ausland, da sie von der klein strukturierten Landwirtschaft nicht leben konnten. Um 1815 begann ebenfalls auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Situation im Dorf das oft traurige Kapitel der „Schwabenkinder". Unzählige Kinder armer Leute mußten über den Sommer ins Schwabenland und wurden dort hauptsächlich als Hütekinder verdingt - erst 1914 sollte dies ein Ende haben. Als um 1870 bekannt wurde, daß eine Bahnlinie durch das Stanzertal und Klostertal geplant sei, wurde für eine bessere Zukunft wieder Hoffnung geschöpft.1880 wurde mit dem Tunnel- und Bahnbau auf der Arlbergstrecke begonnen, die Höchstzahl der Beschäftigten lag bei 4.300 Mann mit Gesamtkosten von 41 Millionen Gulden, davon 19 Millionen Gulden für den Tunnelbau. In St. Anton selbst gesellten sich zu den 900 Einwohnern 2.200 Arbeiter aus allen Teilen der Monarchie, was für die bisher kleine Gemeinde eine harte Belastung bedeutete. Der Priester Paul Bernhard – Kurat von St. Jakob - schildert die Folgen des Tunnelbaues wie folgt; „Für das einfache Talvolk brachte der vierjährige Tunnelbau harte Prüfungen mit sich. Für den männlichen Teil waren die Gefahren der Genußsucht, in specie die Trunksucht in den 34 Schenken und die Übertretung der Fasttage und Entheiligung der Sonntage am größten. Für den weiblichen Teil, insbesondere der Jungfrauen, war die Verführung der sittlichen Korruption äußerst groß und so hatten 13 Mädchen des Dorfes das schwere Schicksal lediger Mütter zu tragen."

Kaiser Franz Josef I selbst besuchte 1881 die Tunnelbaustelle und begab sich ca. 1.000 m in den Stollen hinein, um sich ein Bild der größten Baustelle der Monarchie machen zu können. Gleichzeitig eröffnete er den neu erbauten Schießstand in der Au und gab einen gezielten Schuß auf eine heute noch hoch in Ehren gehaltene „Ehrenscheibe" ab. Der Tunnel- und Bahnbau selbst ging äußerst schnell von statten und bereits am 19. Nov. 1883 konnte der Tunneldurchstich feierlich gegangen werden. Die Eröffnung der neuen Bahnstrecke wurde am 20. September 1884 durch seine Majestät Kaiser Franz Josef I vorgenommen, der in einem Sonderzug von Innsbruck bis Bregenz die Arlbergstrecke erstmalig befuhr. Die Eröffnung bedeutete nicht nur eine einmalige technische Großleistung, sondern auch ein enormer wirtschaftlicher Aufschwung für die Gebiete dies- und jenseits des Arlbergs. Der Bahnbau brachte Arbeit und auch die ersten Touristen kamen nunmehr mit der Eisenbahn nach St. Anton am Arlberg.

 

Entwicklung des Fremdenverkehrs

1895 faßte der Gastwirt Carl Schuler den kühnen Entschluß, in St. Anton das erste Hotel zu erbauen, welches 1897 mit dem Namen „Hotel Post" eröffnet werden konnte. Das Hotel Post war für die feine Gesellschaft, das damals ausschließlich mit der Bahn reiste, wie geschaffen und verfügte über ca. 110 Betten, Zentralheizung, elektrisches Licht sowie Lese- und Billardzimmer, eine Kegelbahn und einen „Lawn-Tennisplatz" auf der Planie.

Am 3.1.1901 wurde im Hospiz in St. Christoph der Skiclub Arlberg gegründet. „Durch die Natur entzückt, durch den Sport begeistert, durchdrungen von der Notwendigkeit am Arlberg einen bescheidenen Sammelpunkt für die Freunde dieses edlen Vergnügens zu schaffen, fühlen sich die ex tempore (unvorbereitet) Ausflügler bewogen, den Skiclub Arlberg zu gründen" Diesen bemerkenswerten Satz schrieben damals einige Honoratioren aus St. Anton anläßlich einer Skitour nach St. Christoph in das Tourenbuch des Hospiz. Es dürfte ihnen nicht bewußt gewesen sein, welch Anstoß sie mit der Gründung des Skiclub Arlberg für die weitere Entwicklung unseres Ortes gegeben haben und welch ruhmreiche Weltmeister und Olympiasieger aus dem Club hervorgehen sollten. Erste Skirennen wurden durchgeführt und 1907 kam Hannes Schneider als Skilehrer in das Hotel Post nach St. Anton. Auch er sollte Skigeschichte schreiben und mit seiner „Arlbergtechnik" revolutionierte er den modernen Skilauf. Neben dem Hotel Post wurden nunmehr auch in anderen Gasthäusern Zimmer angeboten und 1910 verfügte St. Anton bereits über 328 Gästebetten, die bis zum Beginn des 1. Weltkrieges auf 369 anstiegen. Der 1. Weltkrieg stoppte weitgehend die touristische Ent-wicklung und von 135 eingerückten Soldaten kehrten 42 nicht mehr heim. 1922 gründete Hannes Schneider die Skischule in St. Anton. Eine weitere merkliche Erhöhung der Bettenzahl ist 1927 festzustellen und man zählte 664 Fremdenbetten. Zu den großen Fremdenverkehrspionieren zählt auch Ing. Rudolf Gomperz, der - eine Krankheit ausheilend - um die Jahrhundertwende nach St. Anton kam. Er galt als Visionär und Ideengeber im Hintergrund von Hannes Schneider und übte viele örtliche und überörtliche Funktionen aus. Die Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten endete für den jüdischen Mitbürger Ing. Rudolf Gomperz katastrophal und auch er wurde ein Opfer des „nationalsozialistischen Rassenwahnes". In den dreißiger Jahren drehte iHinDr. Arnold Fanck auch einige Spielfilme in St. Anton wie „Der weiße Rausch, Fuchsjagd im Engadin, Wunder des Schneeschuhs" usw., die nachhaltig die Entwicklung des Schilaufes nicht nur am Arlberg sondern in den gesamten Alpen mit beeinflußten. 1934 wurde eine Gesamtbettenzahl mit 1000 erreicht und 55.000 Nächtigungen konnten gezählt werden. Mit dem Bau der Seilbahn auf den Galzig 1937 wurde der Grundstein für eine großartige Seilbahnerschließung gelegt, die in den Nachkriegsjahren mit dem Bau der St. Christoph-, Valluga-, Gampen- und Kapallbahn ihre Fortführung fand. Mit Beginn des II. Weltkrieges konnten 1.154 Betten gezählt werden und während des Krieges war St. Anton Fronturlaubsziel mehrer Heeresverbände. Von 240 eingerückten Soldaten sollten 86 nicht mehr nach St. Anton zurückkehren. Erst 1947 kam der Fremdenverkehr langsam wieder in Gang und setzte sich kontinuierlich mit großen Steigerungen fort. Die Zahl der Gästebetten stieg von 1700 (Jahr 1956) bis auf 5.658 (Jahr 1975) bei nunmehr über 560.000 Nächtigungen. Weitere Seilbahnerschließungen erfolgten in den Jahre 1965 bis 1975 wobei eine komplette Neuerschließung mit dem Bau der Rendlbahn im Moostal erfolgte. Von 1975 bis 1985 setzte sich die planmäßige Entwicklung des Fremdenverkehrs fort und St. Anton wurde mit dem Arlberg Tarif Verbund zu einem Großraum-Skigebiet, der den Gästen die Benützung aller Liftanlagen am gesamten Arlberg ermöglichte. 1978 wurde der 14 km lange Arlbergstraßentunnel eröffnet und der sehr belastende Durchzugsverkehr gehörte der Vergangenheit an und brachte dem Ort mehr Ruhe. 1985 erhöhte sich die Bettenzahl auf 7.325 bei 815.000 Nächtigungen. Eine etwas langsamere touristische Entwicklung setzte dann von 1986 bis 1995 ein, wobei 1995 eine Bettenzahl von 8.500 bei 900.000 Nächtigungen erreicht werden konnte. In diesem Zeitraum erfolgte auch die Ausweitung der Bescheinungsanlagen durch die Arlberger Bergbahnen, welche eine weitgehende Schneesicherheit auf allen Skibergen herstellte. Gleichzeitig erfolgte im Bahnbereich die Umstellung der älteren Sessellifte auf neue hochmoderne kuppelbare Bahnen. Aber auch viele neue Betriebe und Hotels wurden in dieser Zeitspanne erbaut und vermehrt wurde in „Qualitätstourisums" investiert.

 

Alpine Ski WM 2001

Der Weg bis zur offiziellen Bewerbung St. Antons für die Alpine SKI WM war ein mühe-voller. Eine gemeinsame WM Berwerbung von Lech und St. Anton wurde 1991 mit einem Volksentscheid in Lech abgelehnt und St. Anton selbst wollte vorerst nicht alleine diesen Schritt Richtung Großveranstaltung wagen. 1994 unternahm Weltmeister Karl Schranz erneut ein Anlauf für die Bewerbung und sicherte sich im Vorfeld div. Beschlüsse im Ort die breite Unterstützung hochrangiger Tiroler- und Wiener Politiker zu. Die Abstimmungen im TVB zur Bewerbung für die WM 2001 verlief einstimmig, die des Gemeinderates hingegen mehrstimmig mit zwei Gegenstimmen. Die nächste Hürde zur WM wurde am 24. April 1995 mit dem Zuschlag durch den ÖSV als österreichischer Kandidat für die Alpine Ski WM 2001 gegen die Sportwelt AMADE genommen. Noch sollte es aber ein Jahr dauern, ehe beim FIS Kongress in Christchurch/Neuseeland St. Anton den Zuschlag zur Durchführung der Alpinen SKI WM 2001 erhielt. Karl Schranz war von Anfang an überzeugt, daß sich St. Anton auf Grund der guten Argumente – Neue WM Pisten, alle Bewerbe in einem Zielstadion, 100 Jahre Skiclub Arlberg – gegen die Konkurrenten St. Moritz, Lillehammer, durchsetzen wird. Das Unternehmen „Christchurch" begann am 5. Mai 1996 und eine starke St. Antoner Delegation mit Karl Schranz und BGM Herbert Sprenger an der Spitze konnte am 11. Mai 1996 den Sieg gegen St. Moritz euphorisch feiern. Ganz Österreich gratulierte und unverzüglich wurde mit den Vorbereitungsarbeiten für die WM 2001 in St. Anton begonnen und ein WM Beirat gegründet. Am 6. Dezember 1996 besuchen Kanzler Dr. Vranitzky und Staatssekretär Mag. Schlögl St. Anton und zeigten Verständnis für den „Störfaktor" Bahn, welche den Ort seit 1884 durchschneidet und für die WM als großes Hindernis betrachtet wurde. Die Politiker sagten Unterstützung zu und vorerst wurden verschiedene Varianten einer Bahnverlegung „Nord" diskutiert, ehe das Projekt „Süd" auf Grund von massiven Bürgerprotesten und Umdenken der ÖBB zum Tragen kam. Die Verlegung der Bahntrasse war kein ursprüngliches WM Projekt – jedoch wäre diese ohne WM kaum realisiert worden. In Rekordzeit von 36 Monaten wurde das zwei Milliarden Schilling teure Projekt realisiert und am 10. September 2000 wurde der offizielle Fahrbetrieb auch der neuen Strecke aufgenommen. Das Jahrhundertprojekt „Bahnverlegung" hat St. Anton ein neues Gesicht gegeben und wird die touristische Entwicklung St. Antons nachhaltig positiv beeinflussen. Neben der Bahnverlegung wurde aber auch in neue Infrastrukturbauten investiert und bisher fehlende Einrichtungen konnten nach der WM in Betrieb gehen. Das „Arlberg.well.com – Center für Wellness und Kommunikation" - wurde im November 2001 seiner Bestimmung übergeben und verfügt nunmehr über Schwimmbäder, Saunaanlagen, Fitneß, Restaurant und dem Herzstück der WM Halle, mit einem Ausmaß von 44x44 m und einer Kapazität von 1500 bis 2000 bestuhlten Plätzen oder an die 3000 Stehplätze für Großkonzerte. Gesamtinvestition 160 Mio Schilling. Am Vorplatz der Halle (alter Bahnhof) ist auf fast 4 ha Grund ein großzügig angelegter Naturpark entstanden, der auch eine kleine Seenlandschaft und einen Kunsteislaufplatz auf 500m2 beinhaltet. Aber auch Arlberger Bergbahnen haben für die Weltmeisterschaft ca. 380 Mio Schilling in neue Bahnen, Komfortverbesserung, Beschneiungserweiterungen, Bau von neuen Pisten und dem Arlberg.well.com Center investiert. Innerhalb des Ortes wurde von Seiten der Hoteliere und Zimmervermieter viel Geld in neuen Komfort investiert und auch diesbezüglich hat die Weltmeisterschaft einen enormen touristischen „Schub" ausgelöst. Genannt werden muß aber auch das Engagement der Lawinen- und Wildbachverbauung – auch hier wurden weitere große Verbauungen in Angriff genommen. Die Weltmeisterschaft selbst wurde dann zu einem großartigen sportlichen Event, bei dem selbst die kühnsten Erwartungen bei weitem übertroffen wurden. Mehr als 350.000 Zuschauer pilgerten zu den Rennen nach St. Anton und neben vielen Zuschauern in aller Welt haben exakt 4.519.000 Österreicher haben die Rennen im ORF verfolgt. St. Anton hat es geschafft, die Idee des „WM Vaters" Karl Schranz im Teamwork umzusetzen und mit einer qualitätsvollen Großveranstaltung nachhaltig eine großartige touristische Weiterentwicklung eingeleitet zu haben.

 

Die Kirche von St. Jakob

 

Die St. Jakober Kirche ist die älteste Kirche unserer Gemeinde und wird 1275 in einem Steuerverzeichnis des Gerichtes Landeck erwähnt und ist dem Apostel Jakobus dem Ältern geweiht. Sie gehörte zuerst zur Urpfarre Stanz und ab 1271 zu Zams. 1271 dürfte auch der Zeitpunkt sein, zu dem das Stanzertal unter dem Tiroler Grafen Meinrad II von der churischen Herrschaft abgetrennt wurde. Die heutige Barockkirche hatte eine Vorgängerkirche, die auf dem jetzigen Friedhof stand. Das Aussehen dieser ersten Kirche ist bekannt. Das Kirchentor war über eine vielstufige Freitreppe zu erreichen. Die Kirchenaußenwände waren gemauert, trugen aber keine Gewölbe, denn der Dachstuhl war vom Kircheninnern zu sehen. Nach dem Neubau der Kirche in St. Anton 1691 bis 1699 waren die St. Jakober mit ihrem Gotteshaus nicht mehr zufrieden. Mehrere Pfarrherren haben den Versuch unternommen, die mittlerweile baufällig gewordene Kirche neu zu erbauen. Aber erst 1773 kam es zum Bau der neuen Kirche, einer Barockkirche, die außen höchste Bescheidenheit zeigt und von einem großen Christopherus Gemälde geziert wird. Baumeister war vermutlich Franz Singer aus Götzens. Die neue geostete Kirche wurde oberhalb des alten Turmes erbaut, der von der alten Kirche übernommen wurde. Die Einweihung der neuen Kirche fand am 22. Juli 1778 statt. 1888 erhielt der alte Turm einen neuen Turmhelm, der von den Einheimischen etwas abwertend als „Buena-rema", zu deutsch „Bohnengestell" bezeichnet wurde. Der alte Turmhelm wirkte ausgesprochen wuchtig, ja fast trutzig, und wurde zum Symbol der Jakober in der ersten Hälfte des 20 Jh. Er ist auf Postkarten gut zu erkennen, wurde aber durch das Feuer 1943 vernichtet und in diesem Stil nicht mehr nachgebaut. Das innere der Kirche ist von barockem Überschwang erfüllt und wurde mit reichen Gewölbefresken ausgestattet. Neben vielen Kostbarbeiten ist besonders die „St. Jakober Kanzel" mit dem stürzenden Satan von Meister Johann Schnegg zu nennen. Der Satan hat schon wiederholt seine Kanzel verlassen und ist auf Barock Ausstellungen gezeigt worden. Am 20. April 1943 brannten bei einem Großbrand alle Häuser in der Umgebung der Kirche ab und auch das Kirchdach und der Turmhelm vielen den Brand zum Opfer. Mehrere Male wurde die Kirche renoviert, letztmalig 1975. Auf der Südseite des Kirchturmes steht seit 1885 das Denkmal für die beim Bau des Arlberg Tunnels 1880 bis 1884 verstorbenen Arbeiter. Aus St. Jakob stammt auch ein Missionsbischof – Cassian Spiss – der 1905 in Ausübung seiner Missionarstätigkeit in Afrika ermordet wurde. Bis 1992 hatte die Pfarre St. Jakob ihren eigen Pfarrer, wird aber nunmehr vom Pfarrer von St. Anton – Bruno Decristoforo – mitbetreut.

 

Die Kirche von St. Anton

 

Die Bewohner des Ortsteiles „am Perg", bemühten sich sehr lange um eine eigene Kirche. Es dauerte aber noch bis 1690 ehe die Gemeinde „am Perg" in der Lage war, an den Bau einer Kirche zu schreiten. Die Kirche wurde am 11. September 1698 eingeweiht und wurde zu Ehren der hlg. Jungfrau, des hlg. Franziskus und des hlg. Antonius von Padua erbaut. Die Bauausführung erfolgte durch die Baumeisterfamilie Keil aus Umhausen im Ötztal. Die kleine Kirche erhielt einen Turm, der im Unterbau rundbogige Schallfenster zeigt, darüber einen achteckigen Aufbau mit schindelbedeckter Zwiebelhaube. Das Ausmaß der Kirche wird mit 3/8 Chorabschluß und einer Stichkappentonne mit 5 Jochen, wobei nach jedem zweiten Joch ein Gurtbogen eingezogen war, angegeben. Die Ausstattung der St. Antoner Kirche war eher bescheiden und durch den Neubau der Barockkirche in St. Jakob 1773, die erhebliche finanzielle Mittel verschlang, haben sich die Neuanschaffungen in St. Anton vermutlich in Grenzen gehalten. 1840 erfolgte eine größere Renovierung und die Kirche erhielt zwei große Gemälde des Münchner Künstlers Johann Kasper. Erst der Bahnbau 1880 bis 1884 brachte der Kirche erhebliche Zuwendungen seitens der hier tätigen Bauunternehmer. So erhielt die Kirche ein neues Geläute, bestehend aus vier Glocken. Nachdem die alte Kirche viel zu klein geworden war, schritt man nach langjährigen Vorbereitungen 1932 zu einer Kirchenver-größerung nach den Plänen vom Architekten Clemens Holzmeister. Der Kirchenum- und zubau wurde in 5 Monaten und 17 Tagen erstellt und im darauf folgenden Jahr wurde die vergrößerte Kirche eingeweiht. Der Architekturkritiker Friedrich Achleitner hat dazu folgendes geschrieben. „Am augenfälligsten und am meisten abgebildet ist die St. Antoner Pfarrkirche, die von Clemens Holzmeister 1932 erweitert und umgebaut wurde. Von der alten Kirche blieb ein Hauptteil des Schiffes als Chor und der barockisierte Zwiebelturm erhalten. Holzmeister fügte einen neuen Eingangsbereich an und schuf mit dem neuen „kleineren" Turm, den er dem alten (was von vielen nicht verstanden wird) nicht anglich, den Hauptakzent, der diesem Bau zu neuem, starken Leben verhalf. Dieser Entwurf ist ein frühes Beispiel einer sogenannten typologischen Denkmalpflege, wobei durch neue Elemente die alten zum Sprechen gebracht werden." Die Innenausstattung der alten Kirche wurde zum Teil übernommen. 1951 erhielt die Kirche neue Deckengemälde vom Künstler Hans Andre aus Innsbruck und 1956 einen von Hans Buchgeschwentner neu geschaffenen Hauptaltar mit Szenen aus dem Leben des hlg. Antonius. Sehenswert sind auch die reich verzierten Glasfenster, ein Flügelaltar aus dem 14. Jahrhundert und die Weihnachtskrippe aus dem Jahre 1957 ebenfalls von Hans Buchgeschwentner geschaffen. Erst am 1. November 1947 wurde die Kaplanei St. Anton zur Pfarre erhoben. Eine der Grundbedingungen für die Erhebung zur Pfarre war die Bereitstellung eines eigenen Friedhofes, der 1952 auf der Planie angelegt wurde. Zuvor mußten die Toten nach St. Jakob auf den Friedhof gebracht werden. Pfarrer seit 1983 ist Bruno Decristoforo. Zur Pfarre St. Anton gehört auch die Kapelle in St. Christoph, die 1386 von Heinrich Findelkind erbaut wurde. Einzig derzeit lebender St. Antoner Geistlicher ist Pater Fritz Tschol – Missionar und Generalvikar der Diözese Altamira in Brasilien.

Text und Zusammenstellung

Mall Helmut – Gemeinde St. Anton am Arlberg

 

http://www.stantonamarlberg.com

Quellen:

Heimatbuch der Gemeinde St. Anton von Ing. Hans Thöni

Kirchengeschichten von St. Anton und St. Jakob von Ing. Hans Thöni

Verkehrsgeschichte des Arlbergs 1899 von Franz Kurz

Schlussbericht Alpine Ski WM 2001

Gemeindearchiv St. Anton am Arlberg