Wappen von Pfunds1. Allgemeine Beschreibung:

 

Das Gemeindewappen, von der Tiroler Landesregierung im Jahr 1974 verliehen, zeigt ein sich drehendes Rad, das Handel und Verkehr symbolisiert, die Farben Grün und Gold symbolisieren Landwirtschaft und Handwerk.

Die Gemeinde Pfunds im obersten Inntal (Oberes Gericht), Bezirk Landeck, liegt im Dreiländereck Österreich-Schweiz-Italien (Südtirol).

Sie umfasst 140 km² und erstreckt sich in einer Seehöhe von 940 bis 3. 356 Metern zwischen der Samnaungruppe im Westen und den Ötztaler Alpen im Osten (der höchste Berg der Gemeinde ist der Glockturm, 3.356 m, in den Ötztaler Alpen).

Bei der Volkszählung im Jahr 2001 hatte Pfunds

2. 488 Einwohner/Hauptwohnsitze.

Die zwei großen Ortsteile sind Pfunds-Dorf (rechts des Inns) und

Pfunds-Stuben (links des Inns).

12 Weiler - bis auf 1600 Meter Seehöhe – umgeben den schmucken Ort, umrahmt von herrlichen Wäldern, Wiesen und Almen.

Das Klima ist mild und ziemlich niederschlagsarm (inneralpin-kontinental, 650 Millimeter Jahresniederschlag), die Anzahl der Sonnenstunden ist überdurchschnittlich hoch.

Geologisch liegt die Gemeinde Pfunds inmitten des „Engadiner Fensters", einem ehemaligen Meeresbecken aus dem Erdmittelalter (ca. 250 Mio. Jahre alt), das angehoben und von der wesentlich älteren Silvretta- und Ötztaldecke überschoben wurde.

Flora und Fauna von Pfunds sind von besonderer Vielfalt:

Neben seltenen Alpenblumen ist vor allem der höchste und größte geschlossene Zirbenwald des Ostalpenraumes im Radurschltal mit einer Obergrenze bei 2. 400 Metern zu erwähnen.

Rot-, Reh- und Gamswild sind in den Pfundser Jagdrevieren zahlreich vertreten, auch der Steinbock, der geschützte Adler und Uhu sind hier heimisch.

 

2. Geschichtliches

 

Pfunds, an den uralten Übergängen und Handelswegen über den Reschenpass und ins Engadin gelegen, war wohl schon vor mindestens 3. 000 Jahren besiedelt. Darauf weisen die Funde von steinernen Graburnen aus der Zeit um 1000 v. Chr. und einer Fibel (7. Jh. v. Chr., ältere Eisenzeit, Hallstattzeit) hin. Zudem sind noch viele vorrömische Flurnamen erhalten.
Die „ Via Claudia Augusta", erbaut 46/47 n. Chr., führte von der Poebene über den Reschenpass und auch durch das heutige Pfunds bis an die Donau.

Der Name „Pfunds" leitet sich vom Lateinischen „Fundus = nutzbarer Grund, Boden" ab.

Mit den Römern kamen später das Christentum zu uns und mit ihrem Untergang im Zuge der Völkerwanderung die Bajuwaren.

Die neuen Siedler rodeten die steilen Berghänge um Pfunds (Prais, Wand, Greit u.a.). Im Ortsteil Pfunds-Stuben gibt es noch gute, jahrhundertealte Bausubstanz (Projekt Dorferneuerung).

 

Zu den ältesten, im Kern noch erhaltenen Gebäuden in Pfunds zählt wohl der

„Turm an der Innbrücke":

Im Jahre 1078 soll Herzog Welf hier bereits eine Brückenbefestigung errichtet haben. Später wurde sie ausgebaut und hat im Jahr 1499 Kaiser Maximilian in den Engadiner Kriegen als Quartier und um 1500 auch als Jagdaufenthalt gedient. Die Durchfahrt, die Löcher und Schmiege für die Torbalken und die Schießscharten mit Schubbalken und Prellhölzern sind noch im Original erhalten.

 

1792/93 gründete der Priester Georg Lechleitner ein humanistisches Privatgymnasium im „Thurm", der allerdings nicht mit dem „Turm" an der Innbrücke identisch ist, sondern der alte, 1820 abgebrochene Gerichtsturm (neben der Pfarrkirche) war.

Das Gymnasium bestand aber nur bis 1798, Lechleitner wurde dann versetzt.

1282 wird Pfunds erstmals in einer Urkunde als „ iudicium Phundes" erwähnt.

Pfunds hatte nämlich von 1282 bis 1809 ein eigenes Nieder- oder Schubgericht, Schwerverbrecher mussten an das Gericht Laudegg (Ladis) abgeschoben werden.

Im Richterhof in Pfunds-Stuben sind im Ganggewölbe noch viele Wappen mit Wahr- oder Sinnsprüchen aus dem 17. Jh. verewigt, eine Fundgrube für Heraldiker und Genealogen.

Der Name der Talschaft „Oberes Gericht" rührt von den alten Gerichten Pfunds und Laudegg her und ist auch heute noch gebräuchlich.

 

1703, im „Boarischen Rummel" (Spanischer Erbfolgekrieg), zeichneten sich die Pfundser Schützen bei den Kämpfen an der Pontlatzer Brücke und bei der Gerberbrücke (Landeck) durch besondere Tapferkeit aus, wofür ihnen Kaiser Leopold I. einen silbervergoldeten Becher verlieh und zugleich das Lob aussprach: „Den Tapfersten der Tapferen".

Auch in den Tiroler Freiheitskämpfen im Jahr 1809 waren die Pfundser Schützen wieder maßgeblich an den siegreichen Kämpfen bei der Pontlatzer Brücke und in anderen Orten beteiligt.

1799 entging Pfunds nur durch das mutige Einschreiten des Ortsrichters Franz Michael Senn, des Seelsorgers und des Gemeindevorstehers einer Brandschatzung durch französische Heerscharen, wobei aber mit 1.500 Gulden ein hoher Tribut geleistet werden musste.

Das „Franzosen-Kreuz" in Pfunds-Stuben erinnert heute noch an diesen denkwürdigen Tag.

 

3. Persönlichkeiten aus Pfunds:

 

Jos Wüest leitete um 1480 bis 1495 die Bauhüttenorganisation im Raume des heutigen Bezirkes Landeck und mehrere Kirchenbauten.

Philipp Jakob Greil (1729–1797) war Kurfürstlicher Hofmaler in München, nach seiner Rückkehr nach Pfunds in Westtirol ein gefragter Kirchenmaler und schuf die einzigen in Pfunds von ihm erhaltenen Fresken, nämlich die am „Turm".

Johann Chrysostomus Senn (1795-1857), Sohn des Freiheitskämpfers und Richters Franz Michael Senn. Dichter des Liedes „Der rote Tiroler Adler".

Anna Maria Achenrainer (1909-1972), bedeutende Tiroler Lyrikerin.

Denkmal in Pfunds-Stuben.

Dipl.-Ing. Dr. techn. Eduard Senn (1905-1986) Pionier der Seilbahntechnik, Inhaber zahlreicher Patente.

 

4. Kulturelle Besonderheiten:

 

Das „Pfundser Nikolaus-Spiel" ist ungefähr 200 Jahre alt und wurde nur mit geringfügigen Abweichungen stets mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Das Spiel wird von mehreren Gruppen in den Häusern von Buben und Mädchen am Abend des 5. Dezember aufgeführt.

 

5. Sakrale Bauten:

 

Die Pfarrkirche zu den hll. Aposteln Petrus und Paulus (Patrozinium 29. Juni),

Sitz der Pfarre in Pfunds-Dorf.
Pfunds gehörte ursprünglich zur Mutterpfarre Prutz, wurde aber früh zu einer selbständigen Seelsorge .
1303 hat in Pfunds schon eine Kirche bestanden, wahrscheinlich mit eigenem

Priester, denn im Pfundser Gerichtsweistum wurde damals verboten,

auf Messgewand und Kelch ein Pfand zu nehmen.

1474 wird der erste urkundlich nachweisbare Priester in Pfunds erwähnt, er

nannte sich „Pfarrer".

1493 Weihe der Pfarrkirche zu den hll. Aposteln Petrus und Paulus.

1511 Gründung der Heilig-Grab-Bruderschaft. Sie ist damit die älteste

Anbetungsbruderschaft des ganzen Bistums Innsbruck!

1820/21 Neubau der Pfarrkirche unter Johann Pult aus Fendels.

Vom gotischen Bau blieb nur das Presbyterium.

1918: Die Pfarrkirche konnte beim großen Dorfbrand gerade noch

gerettet werden (beherzte Männer rissen brennende Schindeln

vom Kirchendach).

1959-1961 Innenrenovierung der Pfarrkirche in neuzeitlichem Stil.

1980-1992 Umfangreiche „Re-Renovierung" der Pfarrkirche im Sinne einer

„wieder freundlicheren Gestaltung".

1984/85 Bau der Leichenhalle und Anlage des neuen Friedhofes.


Die Liebfrauen-Kirche in Pfunds-Stuben
1474 machte der wohlhabende Pfundser Kronen-Wirt Caspar Frankl eine Kaplans-Stiftung für

die Liebfrauenkirche.

1762 kam eine Frühmessstiftung zustande.

1971-1978 Renovierung der Kirche.

Beschreibung der Kirche:

 

Einheitlich spätgotischer Bau um 1470. Zweijochiger Saalraum mit Kreuzrippengewölbe auf Sockeln.
Prächtige Wandfresken aus der Erbauungszeit vom Innsbrucker Hofmaler Martin Enzenebner.
Hochaltar von Jörg Lederer aus Kaufbeuren (1513)

Seit 1979 Aufstellung des Heiligen Grabes.

Das St. Ulrichs-Kirchlein
1493 weihte der Brixner Weihbischof Reichard das erste urkundlich bekannte

St. Ulrichskirchlein am Eingang zum Radurschltal, auf einer Anhöhe

über Pfunds. Der Legende nach soll hier der hl. Bischof Ulrich

in den Jahren 924 und 940 auf seinen Romreisen gerastet haben.

Das Kirchlein ist aber sicher im Zusammenhang mit dem regen Bergbau

im Radurschltal sowie im Nauderer Tschey im Mittelalter zu sehen.

Die Verhüttung des Erzes erfolgte in Pfunds.

Das Kirchlein ist ein einfacher Saalbau. Die Altäre sowie die Schnitzereien und

Fassmalereien fertigte der Pfundser Künstler Philipp Jakob Greil (18. Jh.).

1752 wurde hier eine Einsiedelei gegründet. Der Eremit betreute das Kirchlein und wurde für das

Betläuten von den Bauern aus dem gegenüberliegenden Weiler Greit bezahlt. Heute lokales

Wallfahrtskirchlein (Bitt- und Kreuzgänge).

 

6. Wirtschaft:

 

In Pfunds gibt es einige kleinere und mittelgroße Handwerks- und Gewerbebetriebe. Der größte Arbeitgeber ist aber der Tourismus.

Zahlreiche Nebenerwerbsbauern betreuen mit großem Eifer ihre Landwirtschaft und sind der Garant dafür, dass Einheimischen und Gästen noch eine gepflegte, saubere, lebenswerte Umwelt und Landschaft geboten werden kann.

Etliche PfundserInnen müssen zu ihrer Arbeitsstelle in den Raum Landeck-Imst-Innsbruck oder ins Engadin und Samnaun auspendeln.

 

7. Der Tourismus

 

Pfunds im Dreiländereck ist ein zentraler Ausgangsort für Ausflüge ins Engadin, in den Vinschgau und ins obere Inntal und liegt inmitten der Schigebiete Samnaun-Ischgl, Nauders und Serfaus.

Die großteils noch unberührte, naturbelassene Bergwelt um Pfunds mit gepflegten, gut markierten Wanderwegen und unzähligen Gipfeln ist ein Anziehungspunkt für Gäste und Einheimische. Das Hohenzollernhaus im Radurschltal (Ötztaler Alpen) eignet sich besonders als Ausgangspunkt für hochalpine Touren im Glockturmkamm. Ebenfalls im Radurschltal wurde der neue „Skulpturenweg im Reiche der Zirbe" angelegt.

Pfunds verfügt über eine schöne Sportanlage und zahlreiche Freizeiteinrichtungen. Der Ort ist das Paraglide-Zentrum des Tiroler Oberlandes, auch Rafting wird angeboten.

Den Gästen stehen 2100 Betten (Jahr 2002) zur Verfügung.

Im Jahr 2002 verzeichnete man in der Gemeinde Pfunds 210.000 Gästenächtigungen.

 

8. Das Heimatmuseum:

 

Das Heimatmuseum ist in einem Bauernhaus aus dem 15. Jh. untergebracht und zeigt originelle Sammlungen von Gegenständen aus dem bäuerlichen und dörflichen Leben.

Im Weiler Greit kann man auch eine revitalisierte Mühle und Säge besichtigen.

 

9. Vereinsleben:

 

In Pfunds gibt es zahlreiche, sehr aktive Vereine, darunter auch die Heimatbühne Pfunds.

 

10. Infrastruktur (in Schlagworten):

 

Sprengel-Hauptschule (für die Gemeinden Pfunds, Nauders und Spiss).

Vier Volksschulen und zwei Kindergärten.

Sprengelarzt mit Apotheke.

Gendarmerieposten.

Drei Banken, Postamt, zahlreiche Geschäfte.

Freibad, Fußball- und Tennisplätze.

Jagd und Innfischerei, privater Fischteich.

Bergwacht und Bergrettung.

Zollamt Pfunds-Kajetansbrücke (Österreich-Schweiz/Samnaun).

 

von Robert und Robert Günter Klien, 6542 Pfunds 416

 

Quellen und Literatur:

 

Robert Klien, Tiroler Oberland, Bezirk Landeck, Tyrolia-Verlag, 1983
Robert und Robert Günter Klien, Zwischen Arlberg, Inntal und Silvretta,Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien, 1992
Robert Klien, Geschichte der Pfarre Pfunds,Thaurdruck, Thaur 1993

Gemeindeamt und Tourismusverband Pfunds, 6542 Pfunds