ImageObwohl im Raum Landeck viele prähistorische Funde gemacht wurden, kann man daraus kein detailliertes Bild der Siedlungstätigkeit in dieser Epoche erstellen. Dies liegt an der teilweise unkoordinierten Fundbergung, wobei auch viele Artefakte verschwunden sind.

Erste Funde aus der Bronzezeit machen eine Besiedelung wahrscheinlich. Ein gut erhaltener Vollgriffdolch wurde bei der Innbrücke zwischen Perjen und Landeck gefunden, der wahrscheinlich als Flußopfer gespendet wurde. An diesem Fundort wurden noch weitere, als Opergaben geeignete Objekte aus dieser Zeit entdeckt.  Obwohl die Ortsnamen von Perjen und Angedair  auf einen keltischen Ursprung hindeuten, wurden bis heute keinerlei Siedlungsspuren in diesen Gebieten aus der Urnenfeldzeit ausgegraben. Einzelfunde lassen jedoch eine dauerhafte Besiedelung annehmen. Aus der „Sanzeno" Kultur wurden 1886 mehrere Gebäude in Perjen gefunden. Ob es sich hierbei um Wohngebäude oder um einen Opferplatz handelt, ist bis heute umstritten. Die Funde aus römischer Zeit beschränken sich auf Münzen, wobei die Anzahl doch so zahlreich ist, dass man von einer Siedlungstätigkeit ausgehen kann. Wahrscheinlich befand sich im Landecker Becken ein kleines Dorf (vicus) oder eine mansio.

Im 6. Jahrhundert war das Gebiet nur dünn besiedelt und durch die bajuwarische Landnahme wurde eine Kolonisierung auch im Landecker Talkessel eingeleitet. Darauf weist auch der Fund von Waffen aus dieser Zeit in Zams hin.

Bis 1248 war das Gebiet Teil der Grafschaft Ulten, nach deren Aussterben kam diese Herrschaft an die Grafen von Tirol. Nach dem Tod Alberts III. wurde das Gebiet zwischen seinen Schwiegersöhnen Meinhard von Görz und Gebhard von Hirschberg bei „landeke" getrennt. Meinhard II vereinigte die Gebiete aber 1263 wieder,  wodurch auch der Gerichtssprengel Landeck entstand.  Wo genau der Gerichtssitz zu dieser Zeit angesiedelt war, ist noch nicht eindeutig geklärt, da in Urkunden von 1289 und 1297 der Richter sowohl als „iudex de Landeck" als auch als „iudex de Zams" bezeichnet wurde.

1296 fiel wahrscheinlich die endgültige Entscheidung zugunsten Landecks, worauf Ausgaben zu Bauarbeiten an der Burg Landeck hindeuten.

Das Gericht setzte sich aus den bisherigen Gerichten Stanzertal, Zams und Fließ zusammen, wobei diese Orte ihre alten Dingstätten behielten. Infolge dieser Entwicklung wurde im 14. Jahrhundert auch eine Pfarre für dieses Gebiet etabliert.

Beim Einfall der Eidgenossen im Jahre 1406 wurde auch Landeck von den Schweizern überrannt und bei Stams ein Tirolisches Aufgebot vernichtend geschlagen. 1408 kam das Gebiet wieder an Tirol.

1703 konnte der Landsturm der Gerichte Landeck, Laudeck, Pfunds  und  Nauders die bayrischen Invasoren bei der Pontlatzer Brücke abwehren.  Nach diesem Ereignis sendeten diese Gerichte Vertreter nach Wien, wo sie forderten, dass die Gerichtsbarkeit darüber direkt beim Landesherrn liegen sollte und die Bevölkerung ein Mitspracherecht bei der Besetzung des Richteramtes haben sollte. 1705 wurden diese Privilegien gewährt.

Desweiteren wurde im Bereich Angedair seit dieser Zeit zwei Jahrmärkte abgehalten, welcher das Selbstbewusstsein der Bevölkerung dermaßen steigerte, dass man 1721 ein Bürgerbuch anlegte, wobei dies nur Märkten und Städten erlaubt war. Ab 1815 nannten sich die Einwohner offiziell Bürger.

1754 wurde das Gericht Landeck dem Kreisamt Oberinntal in Imst unterstellt. 1797 wurde die Burg Landeck als Gerichtssitz aufgelassen und ab 1840 in den Ansitz Gerburg in Perfuchs verlegt.

Ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts begann sich die Bezeichnung Landeck für die bisher eigenständigen Orte Perfuchs und Angedair durchzusetzen, sodass 1811/12  bereits in amtlichen Dokumenten von „Landeck" als Ortsbezeichnung die Rede ist.

Am 5. August 1809 kam es bei der Pontlatzerbrücke wieder zu einem Gefecht gegen die Bayern. Infolge des Tiroler Freiheitskampfes wollten die Bayern ein größeres Truppenkontingent über den Rechen ins Vinschgau schicken. Bei der Pontlatzer Brücke wurde diese Armee aber in einen Hinterhalt gelockt und fast gänzlich aufgerieben.

1824 wurde die Arlbergstraße fertiggestellt, wodurch Landeck neben dem Landgericht, der Steuer- und Urbarverwaltung, dem Weggeldamt und dem Forstamt auch eine Poststation erhielt. Obwohl der Ort immer noch weder Markt noch Stadt war, wurde Landeck 1861 in die Kurie der Märkte und Städte aufgenommen.

Zum Bezirkshauptort wurde Landeck 1868.

1880 wurde in Wien der Beschluss gefasst, das Bahnnetz, welches schon seit geraumer Zeit bis Innsbruck in Betrieb war, bis Bludenz auszuweiten. Am 1. Juli 1883 wurde das Teilstück Innsbruck - Landeck eröffnet. Im September 1884 war die gesamte Strecke fertiggestellt und Landeck konnte nun vom Handel, der durch die Bahnverbindung intensiviert wurde, profitieren.

Erst 1900 wurden die bisherigen Dörfer Angedaier und Perfuchs zu Landeck bereinigt, 1904 zum Markt erhoben und 1923 zur Stadt erhoben.

Ab 29. April 1925 begann das E-Lok Zeitalter für Landeck. Neben den positiven Auswirkungen dieser neuen Technologie machte die E-Lok aber auch viele Landecker Erwerbslos. Von den einstmals 800 Bahnbediensteten im Jahre 1925 wurden bis 1926 400 abgebaut. 1934 wurde eine Sprungschanze auf der Trams eröffnet, die zu den größten des Landes zählte.

 


Kirchengeschichte

Kirchlich gehörten die ehemaligen Gemeinden Angedair, Perjen und Perfuchs zur Urpfarre Zams. 1436 erhielt Landeck eine Kaplanei, 1616 eine Kuratie und 1891 wurde der Ort zur Pfarre erhoben.

Kirche zu Unserer Lieben Frau Mariä Himmelfahrt (Pfarrkirche)

Das Gotteshaus wurde erstmals 1770 urkundlich erwähnt. 1471 wurde die Kirche durch Oswald von Schrofenstein, der damals Richter zu Landeck war, in die heutige Form gebracht. Der Totenschild von Oswald von Schrofenstein in der Kirche, der 1497 hergestellt wurde, gilt als der älteste erhaltene in Tirol. Im Gegensatz zu allen anderen gotischen Kirchen Tirols besitzt die Landecker Pfarrkirche niederere Seitenschiffe.

 


Burg Landeck

Über die Entstehung der Burg ist nichts bekannt, da archäologische Befunde bisher fehlen.

Eine Möglichkeit besteht in der Annahme, dass die Anlage im 13. Jahrhundert von den Grafen von Tirol errichtet wurde, nachdem sie das Gebiet nach dem Aussterben der Grafen von Ulten erworben hatten und sich mit dieser Anlage ihren Besitzanspruch hätten sichern können.  Erstmals urkundlich genannt wurde die Anlage 1296, vier Jahre später ist ein Gerichtssitz auf Burg Landeck belegt. 1304 wurde erstmals eine Burgkapelle, welche dem Hl. Stephanus geweiht war, erwähnt. 1368 wurde die Befestigung von den Bayern erobert, jedoch im Frieden von Schärding  1369 wieder an Tirol refundiert. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts verfiel Burg Landeck zusehends. Erst unter den Richtern Roland und Sigmund von Schrofenstein wurden umfassende Bau und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt: die Zwingeranlage wurde erneuert, die Kapelle mit Fresken versehen und eine Flurhalle errichtet.

Obwohl die militärische Bedeutung von Burgen immer mehr abnahm, wurde die fortifikatorische Ausrüstung weiterhin beibehalten und auch ausgebaut. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde auch noch eine Vorburg angelegt.

1797 zog das Gericht aus der Burg aus und die Anlage wurde als Behelfsmilitärspital genutzt. 1801 war die Burg in einem so schlechten baulichen Zustand, dass eine Restaurierung durchgeführt werden musste. Durch die Gerichtsgemeinde Landeck wurde 1813 die Burg erworben und wurde danach längere Zeit als Kaserne genutzt. 1942 kaufte die Stadt Landeck die Anlage und wandelte sie 1973 zu einem Bezirksheimatmuseum und einer Ausstellungsgalerie um.

Die Burg Landeck setzt sich drei Bauteilen zusammen: Der Bergfried, die Hochburg und der Zwinger.

Den ältesten Teil der Anlage stellt der Bergfried dar, welcher aus leicht behauenen Steinen errichtet wurde. Die Fugen wurden bis oben ausgestrichen. Positioniert wurde dieser an der strategisch günstigsten Stelle.  Der ehemalige Eingang lag 7 bis 8 Meter über dem Grund. 1303 wurde um den obersten Mauerkranz ein hölzerner Wehrgang angelegt. Wahrscheinlich war der Abschluss des Bergfriedes zu dieser Zeit mit Zinnen ausgeführt und. Die plumpen Eckzinnen wurden im 18. Jahrhundert nach einem Brand angefertigt, das Zeltdach im  Jahre 1949.

Die Flurhalle umfasst den ehemaligen Freibereich zwischen Ringmauer, Bergfried, Tor und Kapelle. Der vor allem zu Repräsentationszwecke errichtete Raum, stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und stellt ein Juwel der Spätgotik in Tirol dar. Obwohl eine direkte Beteiligung des damaligen Hofbaumeisters zu Innsbruck Jörg Kölderer nicht nachweisbar ist, so erinnert der Stil und die Ausführung dieses Bauteiles doch stark dessem Stil.

1576 wurde die Vorburg aufgrund veränderter militärischer Voraussetzungen errichtet.  Durch diesen neuen Komplex wurde eine Art Zwinger zwischen dem neuen Torbereich - Vorhof und  dem alten Tor gestaltet.

 

 


Burg Schrofenstein

1228 wurde erstmals ein Geschlecht, welches sich „von Schrofenstein" nannte, urkundlich erwähnt. Das legt nahe, dass die Festung zu dieser Zeit bereits bestanden hat.  Die Anlage gehörte zu dieser Zeit bereits zum Erzbistum Chur und auch die Herrn von Schrofenstein waren Ministerialen derselben. Die Burg blieb auch bis 1808 im Besitz der Bischöfe, die Ministerialen jedoch traten bald nach 1228 auch in den Dienst der Tirolischen Landesherrn. Aufgrund dieser Situation konnten sich die Schrofensteiner effektiv gegen die Bestrebungen vor allem Meinhards II. wehren, die Befugnisse des Adels einzuschränken. Als es 1312 zu einem Krieg zwischen den Grafen von Montfort und König Heinrich von Böhmen, damals Landesherr von Tirol, kam, wurden die Schrofensteiner zwischen den Fronten aufgerieben. Die Burg Arlberg wurde zerstört und Schrofenstein arg in Mitleidenschaft gezogen. 1406, infolge des Einmarsches der Appenzeller, wurde die Anlage wiederum beschädigt.  1546 starben die Herrn von Schrofenstein aus und der Bischof von Chur belehnte die Herrn von Trautson mit der Festung. 1775 kam die Anlage an die Herrn von Auersperg und begann zu verfallen, sodass 1807 der Vertreter dieses Geschlechts die Burg verließ. 1810 wurde Schrofenstein an Bauern verkauft, welche sowohl das Inventar als auch Baumaterial aus der Burg entwendeten und diese binnen dreißig Jahren zur Ruine wurde.

1908 wurden erste Sicherungsmaßnahmen unternommen. Ab 1947/48 wird versucht die noch intakte Bausubstanz zu erhalten.

Der nordseitige Haupttrakt hat einen beinahe rechteckigen Grundriss, welcher in der Haupthöhe 17,7 Meter und im Turmbereich 25,5 Meter in die Höhe ragt. Aufgrund der Bausubstanz lässt sich die mehrmalige Übermauerung der Zinnen erkennen, was auf drei Bauphasen hindeutet. Der Eingang war in der 2. Etage, worauf sowohl die Halterung für eine Zugbrücke als auch die Anlage für die Kette derselben noch in Spuren hindeuten. Die Umbauten wurden in der Spätgotik in kurzer Folge hintereinander ausgeführt, was auf Baumaßnahmen nach den Kriegen von 1312/13 und 1330 hindeutet.  Aufgrund dieser Änderungen ist es heute sehr schwierig die ursprüngliche Bausubstanz zu rekonstruieren. Am deutlichsten wird der Unterschied im Mauerwerk zwischen den Epochen an der Südseite, wo der unterste Teil mit rau behauenen Steinen ausgeführt wurde, der obere Teil aber sauber verarbeitet wurde. Wahrscheinlich handelte es sich bei dieser nunmehrigen Grundmauer um eine Schildmauer aus dem 2. Viertel des 13. Jahrhunderts.

Die Ringmauer ist nur mehr in Fragmenten zu erkennen, umgab einstmals aber die Anlage entsprechend der geographischen Gegebenheiten. Nach dem Appenzeller Krieg von 1406 wurde diese nochmals umgebaut. Infolge dieser Maßnahmen wurde auch ein Torweg angelegt, der von beiden Seiten von einer Mauer flankiert wurde und am Anfang und Ende mit einem Tor gesichert war.

Autor: Mag. Michael Fritz