ImageErste archäologische Funde am Schlossberg weisen auf eine urgeschichtliche Besiedelung aus der Zeit um 2000 v. Chr. hin. 200 Jahre später entstand eine weitere Ansiedlung am Hügel Breitegg bei Nussdorf, wobei sich diese direkt auf einem Weg befand, über den der Fernhandel der damaligen Zeit lief. Dies bestätigen auch aus dem Südalpenraum stammende Keramikfragmente.

Um 400 vor Christus wanderten die Kelten in das Gebiet und intensivierten die Siedlungstätigkeit. Im 2. Jahrhundert vor Christus schlossen sich die einzelnen keltischen Stämme der Region zu einem Königreich zusammen, welches 15 v. Chr. als Königreich Noricum die röm. Oberhoheit anerkennt. Noricum wurde um 50 n. Chr. durch einen Vertrag Römische Provinz, wodurch die sonstigen kriegerischen Auseinandersetzungen entfielen und sich die Region ohne Zäsur weiterentwickeln konnte. So wurde Aguntum, welches schon zur keltischen Zeit bestanden hatte, durch Kaiser Claudius zum „municipium" erhoben, wodurch dieser Ort neben Trient die einzige Stadt im späteren Tirol unter römischer Herrschaft wurde.

Die aufstrebende Stadt konnte sich während der nächsten Jahrhunderte sowohl wirtschaftlich als auch kulturell stark entwickeln, wie Grabungen belegen. Die  Christianisierung dieses Raumes im 4. Jahrhundert führte dazu, dass in Aguntum ein von Aquilea abhängiger Bischof residierte. Auch finden sich im Großraum Lienz viele urchristliche Kirchenbauten: Lavant, St. Andrä, Lienz, Oberlienz.

Durch den Zusammenbruch des römischen Reiches wurde auch Aguntum durch die Völkerwanderung mehrmals in Mitleidenschaft gezogen, bis es im Jahre 610 zu einer Schlacht zwischen Bajuwaren und Slawen bei der Stadt kam und  diese infolge der Kampfhandlungen zerstört wurde und die Bevölkerung, soweit sie überlebte das Gebiet verließ. Nach dieser Schlacht wurden die Grenzen fixiert, wobei der Lienzer Raum zum Herzogtum Kärnten kam. Die slawische Landnahme verlief friedlich, wobei die Missionierung der Slawen und die fränkische Oberhoheit beitrugen.

Durch Karl dem Großen wurden 811 die Diözesangrenzen zwischen Aquilea und Salzburg festgelegt, welches sich durch das 769 gegründete Kloster Innichen in der Region stark ausbreitete. Die Entscheidung machte die Drau zum Grenzfluss zwischen den Diözesen, zu dem das Gebiet von Lienz zu Aquilea kam.  Trotz der Grenzziehung war aber auch St. Andrä Aquilea zugesprochen worden. St. Andrä wurde in einer Urkunde, welche zwischen 1022 und 1039 ausgestellt wurde, als „locus Luenzina" genannt. Lienz entwickelte sich sehr schnell zum Sitz der regionalen Verwaltung des Bistums, welche einem Grafengeschlecht aus dem Lurngau übergeben wurde.  Um 1100 erwarben diese Grafen die Vogtei über Aquliea und benannten sich in die Grafen von Görz um.

Am heutigen Stadtplatz ließen die Görzer am Ende des 12. Jahrhundert eine Burg errichten, welche eine Dreiecksform besaß. Diese Burg wurde vom Ministerialengeschlecht der Burggrafen von Lienz.

Rund um die Anlage siedelten sich immer mehr Handwerker und Händler an, welchen die Burg Schutz garantierte. Vor allem im Westen der Burg vor dem dortigen Tor ballte sich Siedlung, welche bereits sehr früh ein Gotteshaus erhielt, das 1308 erstmals urkundlich genannt wurde.  In der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde ausserhalb der Siedlung ein Spital errichtet.  Um die Handelstätigkeit zu steigern, gewährten die Görzer dieser Ansiedelung  verschiedenste Privilegien und Rechte: Das Markt-, Stappel- und Niederlagsrecht. Auch die niedere Gerichtsbarkeit ging an die Einwohner über. So entwickelte sich Lienz langsam zur Stadt, was auch dazu führte, dass es keine formale Stadterhebung gab. 1245 wurde der Ort jedoch in einer Urkunde erstmals als Stadt bezeichnet.

Bereits 15 Jahre zuvor dichtete Burggraf Heinrich Lieder, die  in der „Manessische Liederhandschrift" aufgezeichnet wurden und die deutsche Sprache zu dieser Zeit in Lienz belegen.  Um 1252 wurde im heutigen Gemeindegebiet von Lienz Schloss Bruck als Stammsitz der Grafen von Görz errichtet.

1218 wurde erstmals der Konvent der Dominikanerinnen urkundlich genannt.

Den Bürgern wurden 1311 für fünf Jahre sämtliche Steuern erlassen, damit mit diesem Geld eine neue Mauer errichtet werden konnte. 

1334 wurde ein Siechenhaus für unheilbar und ansteckende Kranke angelegt.

Die Gründung eines Karmelitinnenklosters wurde am 20. 11.1348 durch den Papst erlaubt.

Die Grafen von Görz konnten in der Zwischenzeit immer größeres Gebiet unter ihre Herrschaft bringen und sich einen Status als reichunmittelbare Fürsten erwerben. Der Stammsitz blieb in Lienz, wobei zu ihrem Herrschaftsgebiet neben dem Friaul, dem Pustertal auch Tirol und Kärnten zählte. Durch die Hochzeit des letzten Görzer Grafen Leonhard mit Paola Gonzaga von Mantua kamen diverse Renaissance Einflüsse an den Hof von Lienz. Mit Aussterben des Geschlechts wurde Kaiser Maximilian Universalerbe und die bisherige Residenzstadt zu einer Provinzstadt. Bereits ein Jahr nach der Übernahme durch die Habsburger verkaufte Maximilian die Herrschaftsrechte über die Stadt an Maximilian Freiherr von Wolkenstein Rodenegg für 22.000 Gulden.

Während des Bauernkrieges wurde Lienz 1526 von den Aufständischen unter Michael Gaismayr besetzt.

Eine Feuerbrunst vernichtete 1609 den Großteil der Stadt, was dazu führte dass die Grafen von Wolkenstein, diese an den Tiroler Landesherrn 1647 zurück gaben, da der Wiederaufbau sie finanziell überfordert hatte.

Nun wurde Lienz an das Damenstift in Hall für 142.000 Gulden verkauft, welche die Stadt 120 Jahre inne hatten, bis das Stift unter Joseph II 1783 aufgehoben wurde und die Besitzungen an den Landesherrn gingen.

Aufgrund der Gefahr durch den Vormarsch der Türken am Balkan wurde in der Zeit zwischen 1660 und 1670 die Lienzer Klause ausgebaut, weitere Vorhaben bzgl. der Stadtbefestigung aber nicht ausgeführt.

Am 8. Juni 1739 vernichtete eine Feuersbrunst abermals große Teile der Stadt.

Aufgrund der Lage bildete Lienz einen Aufmarschraum für Truppen nach Italien und auch nach Österreich während den Napoleonischen Kriegen. So wurde Lienz bereits 1797 zweimal von den Franzosen besetzt. Nach Abtrennung Tirols von Österreich 1805 war Lienz ebenso wie das übrige Land ein Teil Bayerns. Beim Aufstand 1809 kam den Lienzern eine gewichtige Rolle zu: Sie sperrten die Lienzer Klause und verhinderten somit das Vordringen französischer Truppen aus Kärnten ins Pustertal. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde Tirol nochmals aufgeteilt, wodurch Osttirol zu den illyrischen Provinzen kam und von da an direkt von Frankreich aus verwaltet wurde. 1813 wurde Lienz als erste Stadt Tirols von österreichischen Truppen befreit. 1868 wurde die Stadt zur Bezirkshauptstadt erhoben.

1871 wurde die Pustertalbahn eröffnet, welche eine direkte Verbindung mit Wien ermöglichte. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde Osttirol an Kärnten angegliedert und Lienz wurde zur Kreishauptstadt.

Am 1. Juni 1945 km es zu einem unbeschreiblichen Massaker: Einige Kossakenregimenter hatten sich während des Zweiten Weltkrieges auf Seiten der Deutschen geschlagen und gegen die Sowjetunion und die Tito Partisanen gekämpft. Aufgrund von Vereinbarungen zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetunion, zwangen die Briten die sich im Raum Lienz befindlichen Kosaken zum Abmarsch Richtung Sowjetunion. Als diese sich weigerten, wurden an die 3.000, darunter Frauen, Kinder und Greise, getötet und in 18 Massengräbern beigesetzt. Erst 1947 kam der Landesteil und somit auch die Bezirkshauptstadt wieder zu Tirol.

Kirchengeschichte

Während der römischen Herrschaft wurde das Gebiet um Lienz bereits christianisiert und im 5. Jahrhundert ein Bistum in Aguntum eingerichtet, welches von Aquilea abhängig war. Nach der Zerstörung dieser Stadt, entstand wahrscheinlich bei St. Andreas eine Kirche, welche die bisherige kirchliche Funktion von Aguntum übernahm. Durch die slawische Landnahme wurden die christlichen Strukturen vernichtet. Erst die salzburgsche Gründung von Stift Innichen löste eine neue Evangelisierungswelle aus. 811 legte Kaiser Karl der Große die Diözesangrenzen fest, wobei die Drau die Grenze zwischen Aquilea und Salzburg bilden sollte, mit Ausnahme von St. Andreas. 1237 wurde erstmals St. Andrä als Pfarre urkundlich genannt, wodurch dieser Ortsteil zu der Gruppe der Urpfarren zählt.  1948 wurde diese Pfarre durch das Stadtpfarrvikariat St. Martin erweitert.

1962 wurde mit der Errichtung der Martin Luther Kirche die erste und einzige evangelische Kirche Osttirols errichtet.

Kirche zum Hl. Andreas (Pfarrkirche)

1204 wurde das Gotteshaus, das im 10. Jahrhundert auf den Resten eines urchristlichen Baues aus dem 5. Jahrhundert errichtet worden war, erstmals urkundlich genannt.  1430-57 wurde der bisherige Bau durch eine gotische Basilika ersetzt. Obwohl das Gotteshaus im 18. Jahrhundert barockisiert wurde, konnte bei der Renovierung von 1967 das gotische Aussehen wieder hergestellt werden.

Kirche zu Maria Himmelfahrt (Karmeliterkloster)

Infolge des Klosterbaues 1349 errichtet, wurde das Gotteshaus 1696 zusammen mit dem Konvent in barockem Stil umgestaltet.

Kirche zum Hl. Josef (Spitalskirche)

1308 wurde diese Kirche erstmals genannt, sie ist jedoch wahrscheinlich viel älter. Damals war sie als Spitalskirche dem Hl. Geist geweiht. Erst nach dem Neubau von 1730 erhielt sie den Hl. Josef als Patron.

Kirche zum Hl. Michael

Ebenso wie die Kirche zum Hl. Geist wurde die Kirche zum Hl. Michael am Rindermarkt 1308 erstmals genannt.  Der heutige Bau wurde 1531 neu errichtet.

Berühmte Personen aus Lienz:

Hofmann, Johann d. Ältere

Geboren in Lienz (Jahr unbekannt), gestorben 1677 in Lienz
Übers eine Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt, außer dass er einer Lienzer Bürgerfamilie entstammte. Er genoss großes Ansehen in Lienz, sodass er mehrmals das Amt des Stadtrichters ausübte und 1642 von Kaiser Ferdinand II. einen Wappenbrief erhielt.

Wahrscheinlich erhielt er seine Ausbildung in Italien, da sein Stil italienisch anmutet. Er malte für seine Zeit eher konservativ, wodurch die Bilder eher altertümlich wirken. Eines seiner bedeutendsten Werke ist der linke Seitenaltar der Kirche zum Hl. Michael in Lienz. Weitere Werke von ihm findet man verschiedenen Kirchen Osttirols.

Muchar, Albert

Geboren am 22. 11.1786 in Lienz; gestorben am 6.6.1849 in Graz. Nach dem Schulbesuch in Lienz und dem Besuch des Lyzeums in Graz wurde er 1805 Benediktinermönch in Admont.  Bald drauf wurde er Lehrer für Griechisch und orientalische Sprachen im Gymnasium des Klosters.

1827 schloss er sein Studium an der neu errichteten Grazer Universität mit dem Doctor philosophiae ab.  Im selben Jahr wurde er zum Leiter der Philosophischen Fakultät ernannt.  Zum Rektor der Universität wurde er 1942 bestellt, nachdem er bereits 1835 zum Ordinarius für

Ästhetik, klassische Philologie und Literatur wurde. Seine Forschungen bezogen sich zumeist auf die Geschichte des Königreichs Norikum und der Steiermark. Im Laufe seines Lebens produzierte er 30 Publikationen.

Rösch von Geroldhausen, Georg

Geboren 29.9.1501 in Lienz, gestorben 13.1.1565 in Sterzing
Über seine Kindheit ist wenig bekannt, jedoch wurde er 1526 Lateinschulmeister in Innsbruck. Diesem Amt folgte bald der Einritt in die Landesregierung, wo er im Staatsarchiv arbeitete. 1550 wurde er Staatsarchivar. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er eine für die Landesregierung arbeitende Druckerei installiert. Diese druckte als erstes größeres Werk 1558 „der Fürstlichen Grafschafft Tyrol Landtreim" von Georg Rösch. Dieses Buch wurde später noch erweitert und umfasste eine Schilderung Tirols und beinhaltete auch diverse bis zu dieser Zeit nur mündlich tradierte Sagen. Diesem Werk folgten noch weitere Bücher von Georg Rösch, so auch eine Tiroler Landesordnung. Er wurde 1559 in den Adelsstand erhoben und erhielt den Beinamen von Geroldshausen.

Weber, Beda

Geboren 26.10.1798 in Lienz, gestorben 28.2.1858 in Frankfurt
Nach einer Schuster Lehre trat er 1814 ins  Bozner Lyzeum ein und konnte zwei Klassen überspringen, sodass er bereits 1818 seine Studien an der Innsbrucker Universität beginnen konnte. Der nächste einschneidende Schritt in seinem Leben war der Eintritt ins Benediktinerstift Marienberg, wobei er auch seinen Ordensnamen Beda annahm. 1824 wurde er zum Priester geweiht, dem eine Tätigkeit als Seelsorger in Burgstall folgte und eine Tätigkeit als Gymnasialprofessor in Meran. Während dieser Zeit verfasste er mehrere Bücher, vor allem Reiseführer und ein mehrbändiges Werk über Friedrich IV. 1847 wurde er als ordentliches Mitglied an der Akademie der Wissenschaften in Wien aufgenommen. 1848 wurde er nach Frankfurt zum Reichsdeputationsausschuß entsandt, dessen Tätigkeit Weber aber enttäuschte. Dafür konnte er die Ämter eines Stadtpfarrers und Domkapitulars in der Kongress-Stadt erlangen.  Auch in Frankfurt widmete er sich historischen Studien, bis er im sechzigsten Lebensjahr starb.

Autor: Mag. Michael Fritz