Geboren 1238, verbrachte Meinhard zusammen mit seinem Bruder Albert die Jugendzeit als Geisel beim Salzburger Erzbischof Philipp. Meinhards Vater hatte zuvor gegen den Erzbischof und dessen Vater Herzog Bernhard von Kärnten jenen Krieg verloren, der im Friede von Lieserhofen geendet hatte. „Meinhards Vater und Großvater waren in Oberkärnten eingedrungen, mussten sich aber gegen die Aufgebote des Salzburger Erzbischofs und Kärntner Herzogs geschlagen geben.“[1] Als Vergleich wurde vertraglich vereinbart, dass Meinhard von Görz hohe Geldsummen als Restitution zu zahlen und seine Söhne als Geiseln in die Obhut des Salzburger Erzbischofs zu übergeben hatte. Nach der Heimkehr Meinhards 1259, ein Jahr nach dem Tod seines Vaters, verlieh ihm Bischof Egnos von Trient die Vogteirechte gemeinsam an ihn und seinen Bruder Albert. In weiterer Folge nutzte Meinhard dieses Amt aus, um die ansässige Bürgerschaft von Brixen finanziell und militärisch gegen den Bischof zu unterstützen – auch der Tode seiner kinderlosen Tante Elisabeth nutzte der junge Graf zum Ausbau seiner Herrschaft, wodurch er sich die Gerichte Matrei-Steinach, Sonnenburg bei Innsbruck, Teile des Gerichts Landeck, das Gericht Imst, Ehrenberg bei Reutte und Petersberg im Oberinntal zur Herrschaft aneignete.

1271 teilten sich die Brüder die in sich nicht geschlossene Herrschaft auf, reichten die Territorien doch vom Engadin bis nach Istrien: Meinhard wurde Graf und Herrscher von Tirol, Albert Graf und Herrscher von Görz, die Einnahmen aus diversen Zöllen, der Münzprägung in Meran und alle Herrschaftstitel sollten beiden Brüdern erhalten bleiben. Zudem vereinbarten sie wechselseitige militärische Unterstützung gegen den Patriarchen von Aquileia (Vogtei durch den Görzer Grafen) und dem Bischof von Trient (Vogtei durch den Tiroler Grafen). Während sich die Görzer Linie in der Zukunft mehrmals teilen, einige der Herrschaftsbereiche an die Habsburger übergeben werden bzw. die Görzer um 1500 gänzlich aussterben sollten, konnte Meinhard II von Tirol seine Herrschaft dauerhafter absichern. Dazu heiratete er die Wittelsbacherin Elisabeth, die 10 Jahre älter als er, die Witwe des Kaisers Konrad IV war und verschaffte sich dadurch mehr Ansehen im römisch- deutschen Kaiserreich. „Elisabeth war die Mutter Konradins, des einzigen damals noch lebenden legitimen Vertreters des staufischen Herrscherhauses.“[2] Meinhard von Tirol hatte sich damit eindeutig auf die Seite der Staufer gestellt, die im Kampf um die Wahl des nächsten römisch- deutschen Kaisers eine gute Startposition innehatten. Konradin wuchs in Bayern auf und als er alt genug war, wollte er sich Herrschaft in Oberitalien aneignen – sein Stiefvater Meinhard gab ihm Geleit bis Verona, finanzierte das Heer Konradins in hohem Maße, da dem jungen Mann das Geld ausgegangen war. „In Süditalien zog aber Konradin mit seinen deutschen Rittern gegen den vom Papst ins Land gerufenen Karl von Anjou den Kürzeren. Er geriet durch Verrat in die Hände seines Gegenspielers und wurde mit einigen Kameraden auf dem Marktplatz in Neapel enthauptet.“[3] Damit war die staufische Linie erloschen und Meinhard trat deren Erbe in Teilen des Außerferns, des mittleren Tiroler Inntals um St. Petersberg an, auch wenn der Tod Konradins in Tirol keine politischen Wellen schlug, wohl aber kirchlicherseits Konsequenzen zeigte. 1291 sprach Nikolaus IV den Bann gegen Meinhard aus, was theoretisch eine Aberkennung aller Lehen bedeutete. Der Bann wurde aber vom Trienter Bischof nicht vollzogen und auch kein Untertan gab den Gehorsam auf, auch die Nachbarn des Tiroler Grafen verhielten sich ruhig. Die Gründung des Stiftes in Stams durch den exkommunizierten Grafen Meinhard war wichtiger als der Bannfluch, konnte der Graf somit seine Kirchenfreundlichkeit betonen und sich vielleicht doch den Himmel erkaufen? Wichtiger ist jedenfalls, dass durch das neue Stift das Tiroler Inntal verwaltungstechnisch erschlossen und kontrolliert werden konnte.

Auf dem Feldzug mit seinem Stiefsohn hatte Meinhard den zukünftigen Kaiser des römisch- deutschen Reiches kennen gelernt – Graf Rudolf von Habsburg, woraus sich eine Freundschaft ergab, die vertraglich durch zukünftige die Heirat der Grafenkinder vertraglich besiegelt wurde: Elisabeth, die Tochter Meinhards, sollte Rudolfs Sohn Albrecht ehelichen. Nachdem 1273 überraschend Rudolf zum Kaiser gekrönt worden war, hielt er sein Versprechen und die Ehe der Kinder wurde vollzogen, wodurch sich eine gegenseitig fruchtbringende Allianz ergab: Rudolf von Habsburg schwächte die kirchlichen Forderungen ab, die an die Adresse Meinhards gerichtet waren und letzterer half dem Kaiser beim Krieg gegen Ottokar von Böhmen – der Tiroler Graf schaltete auf einem kriegerischen Nebenschauplatz die Herrschaft des Böhmen in Kärnten und der Steiermark aus, was eine Verpfändung reicher Einkünfte in Krain an Meinhard zur Folge hatte. Rudolf belehnte ihn in Dankbarkeit 1286 mit dem Herzogtum Kärnten, wodurch Meinhard zum Reichsfürsten aufgestiegen war. Meinhard begann im Laufe der Jahre durch Kriegszüge, Geldgeschäfte und Erpressungen ein geschlossenes Tiroler Territorium zu errichten: 1284 hatte der Tiroler Graf dem Graf von Hirschberg viel Geld für alle Besitzungen im Inntal, der Gerichte Hörtenberg (bei Telfs), Schlossberg (bei Seefeld), Thaur, Rattenberg, Freundsberg (bei Schwaz) und Rottenberg (bei Jenbach) bezahlt. Die Herren von Enn im Bozner Unterland, die zu den Trienter Bischöfen gestanden waren, besiegte er und zwang sie zur Herausgabe ihrer Burgen. Den Grafen von Eschenlohe- Hertenberg und den Herren von Salurn kaufte Meinhard die Ländereien ab, was ihm schlussendlich zum größten Grundbesitzer in Tirol machte. Neben dem damit verbunden Abgaben, welche die Kasse Meinhards füllten, war er verpflichtet als Landesherr für Rechtssicherheit zu sorgen.

Zur inneren Konsolidierung seines Gebietes errichtete der Graf von Tirol alsdann Gerichte, also diverse Verwaltungssprengel, die der Rechtssprechung dienten, eingerichtet auf einer Burg mit einem Beauftragten, der auch die an den Landesherrn zu entrichtenden Abgaben einnahm. Diese beamteten Richter waren Bindeglied zwischen dem Reichsfürsten und der Bevölkerung und kamen nicht aus den alten Führungsschichten des Landes, nahmen daher in ihren Entscheidungen auch keine Rücksicht auf alte Besitzungen, Titel oder Territorialansprüche. „Meinhard war sich der Wichtigkeit einer gut funktionierenden Verwaltung als Herrschaftsinstrument bewusst und schritt nach der Zerstörung der alten Strukturen sogleich an den Aufbau einer modernen Administration. Schriftlichkeit, Effizienz, Sparsamkeit, strenge Kontrolle und Durchdringung des ganzen Landes waren ihre Charakteristika. Der besoldete Beamte trat an die Stelle des dem Lehenswesen verhafteten Adeligen und Ministerialen.“[4] Diese neuen Richter hatten zudem eine spezielle Ausbildung, waren nicht standesqualitativ ausgesucht und nur für eine bestimmte Zeit bestellt. „Besoldete Beamte, Hofkleriker und Familiaren bekleideten nun die wichtigsten Positionen in der Administration. Selbst die Hofämter (Hofmeister, Marschall, Kämmerer, Truchseß und Schenk) wurden fast gänzlich dem Adel entzogen und an Familiaren übertragen. Kammer und Kanzlei, die Nervenzentren der Landesverwaltung, wurden von Angehörigen des geistlichen Standes dominiert.“[5] Die Familiaren mussten ihre Geschäfte zudem vor dem Kämmerer (der obersten Finanzbehörde des Landes) offen legen. Die somit seit 1280 im Dienst befindlichen landesfürstlichen Tiroler Raitbücher waren ein enorm wichtiges Instrument der Verwaltung und sind heute eine ausgezeichnete Quelle für Historiker. Durch all diese Maßnahmen erfolgte auch ein Aufstieg der Städte und des Handels, was in Tirol vor allem eine Zunahme des Transits, des Verkehrs und damit einhergehend der Zölle bedeutete. Konkrete Quellen des neuen Reichtums waren etwa die Saline in Hall oder die Münze in Meran, der weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt gewordene „Kreuzer“.

Im Oktober 1295 starb Meinhard II und hinterließ seinen Kindern Ludwig, Otto und Heinrich die Herrschaft über ein neu geformtes, gut verwaltetes Land, das über ein eigenes Landrecht und eine einheitliche Gerichtsbarkeit verfügte. „Diese straff organisierte und zentral gesteuerte Verwaltungsorganisation bot den Untertanen, insbesondere den Bürgern und Bauern, Rechtssicherheit und Schutz und ermöglichte dadurch die Schaffung materiellen Wohlstandes.“[6] Auf dieser soliden Basis gingen die Kinder Meinhards die Regentschaft an. Zuerst kam es zu einem Ausgleich mit dem Bischof von Trient, denn die neue Grenze zwischen Tirol und dem bischöflichen Territorium wurde die Einmündung des Avisio (Eveis) in die Etsch (5 km nördlich von Trient) – eine Abgrenzung, die bis zu Beginn des 19. Jh. Gültigkeit besitzen sollte. Die drei Brüder wurden zudem als Vögte der Trientiner Bischöfe bestellt, auch übertrug Albrecht I von Österreich den drei Brüdern die Zolleinnahmen zwischen Avisio, Arlberg und Ziller, dennoch konnten all diese guten Startbedingungen nicht die verschwenderische Hofhaltung der Brüder wettmachen und mehrere finanzielle Krisen führten zur schrittweisen Verpfändung an adelige und bürgerliche Geldgeber, die im Gegenzug für ihre Finanzspritzen mehr politische und wirtschaftliche Rechte erhielten. Der frühe Tod von Otto und Ludwig machte aus Heinrich einen Alleinherrscher, der sich schnell mit der böhmischen Prinzessin verheiratete. „Durch seine Ehe mit der Przemyslidin Anna, der Tochter König Wenzels III (gest. 1305), eröffnete sich ihm nach dem jähen Tod von dessem einzigen Sohn, die Möglichkeit, König von Böhmen zu werden. Im zweiten Anlauf gelang ihm das auch. Politisches Unvermögen verbunden mit einer auffallenden Entscheidungsschwachheit ließen ihm aber wenig Zeit, sich als Herr in einem der reichsten Länder Europas zu fühlen. Bereits 1310 wurde er aus Prag vertrieben. In Schimpf und Schande kehrte er nach Tirol zurück, wo er nach dem Tod Ottos (gest. 1310) dringend gebraucht wurde. Als Landesfürst von Tirol trieb er eine Politik der Verschwendung.“[7]

Zwei Töchter entstammten der Ehe Heinrichs: Adelheid, da unheilbar krank und somit für dynastisch - politische Heiratsprojekte nicht tauglich und Margarethe, welche als 12 jährige Herzogin an den böhmisch- luxemburgischen Prinzen verheiratet wurde. Motiv für diese Tat war die Versicherung des Schwiegervaters alle finanziellen Probleme zu beheben und die alten Rechte des Landes unangetastet zu lassen. 1335 starb Heinrich, ohne einen Sohn hinterlassen zu haben, was zu Politrochaden Anlass gab. Kaiser Ludwig befahl und vollzog, dass alle Gebiete Tirols an das Reich heimgefallen seien, wodurch er neue Lehen vergab: die Habsburger belehnte Ludwig mit dem Herzogtum Kärnten und dem südlichen Teil Tirols, der nördliche Teil (ab Franzensfeste) kam unter Wittelsbacherische Herrschaft. Während in Kärnten die Habsburger akzeptiert wurden, denn die 50 jährige Verbindung mit Tirol war nur eine in Personalunion des Landesfürsten gegebene gewesen, regte sich in Tirol Widerstand. Margarethe und ihr Mann Johann Heinrich von Luxemburg wollten auf ihre Herrschaft nicht verzichten, erhielten in diesem Sinne die Unterstützung des lokalen Adels und vor allem war ihnen der Markgraf Karl von Mähren, der ältere Bruder Johanns und spätere Kaiser Karl IV, eine enorm wichtige Hilfe. Mit der Zustimmung der Tiroler Bevölkerung schlug der Markgraf die Feinde im Norden und Osten zurück, wodurch sogar Ludwig der Bayer die Herrschaft Margarethes anerkennen musste. „Allerdings war ihre in Kinderjahren geschlossene Ehe keineswegs glücklich, da ihr Gemahl in einer infantilen Sexualität verharrt geblieben sein dürfte. Margarete Maultasch beantragte daher die Annullierung der Ehe, weil diese nie vollzogen worden sei. Als sich dieser Prozess in die Länge zog, verstieß sie Johann Heinrich einfach, indem sie ihm nicht mehr Zugang zu Schloss Tirol gewährte. Margarete Maultasch und Ludwig wurden auf Intervention des verstoßenen Johann Heinrich gebannt, d.h. aus der Kirche ausgeschlossen, was aber de facto ohne Wirkung blieb.“[8] Doch hinterließ dieses „böhmische Intermezzo“ zweifelsohne Spuren in Tirol, den die Bischöfe von Trient und Brixen waren zu Verbindungsmännern Karls geworden und Teile der Landesverwaltung wurden böhmisch reorganisiert, was den Unmut der lokalen Bevölkerung hervorrief und die 1341 stattfindende Vertreibung Johann Heinrichs noch besser erklären mag. Diesen Schritt hatte Margarethe zuvor mit den benachbarten Wittelsbachern und Kaiser Ludwig abgesprochen. 1342 ging sie eine neue Verbindung mit Markgraf Ludwig von Brandenburg ein. Diese zweite Ehe zog den Bannstrahl aus Rom nach sich und brachte Margarethe den Ruf ein, eine auf sexuelle Abenteuer hin orientierte Frau zu sein. Ihr Beiname „Maultasch“, bezeugt seit dem 14. Jahrhundert, meint wohl diesen Umstand, denn eine körperliche Missbildung der Regentin scheint historisch nicht haltbar zu sein. „Dieser Eheskandal überschattete das Leben der Herzogin. Über dem Land hing das päpstliche Interdikt, das heißt jede kirchliche Handlung war verboten.“[9]

Dennoch sicherte die Ehe mit Ludwig, dem ältesten Sohn des römisch- deutschen Kaisers, der Grafschaft Tirol erstmalig die Anerkennung als Reichslehen und damit wurde die territoriale Einheit des Landes vertraglich fixiert, ebenso wie die seit Meinhard II geltenden Rechte und Gewohnheiten. „Die Amtleute sollten ihre Positionen behalten, ohne Rat der >>Landleute<< keine ungewohnten Steuern ausgeschrieben und keine Befestigungen im Land an Auswärtige übertragen werden. Die Wittelsbacher versprachen ferner, ihre Politik in Tirol nach dem Rat der Besten dieses Landes auszurichten und Margarethe nicht außer Landes zu führen. Erst im 20. Jahrhundert hat man diesen Urkunden – etwa als Magna Charta Tirols – einen ganz entscheidenden Stellenwert in der demokratischen Verfassung des Landes zugeschrieben. Insbesondere als Basis der Zugehörigkeit des Bauernstandes zum Landtag und damit des Mitspracherechtes breitester Bevölkerungsschichten an der Regierung wurden die Verfügungen interpretiert.“[10] Dies ist wohl mehr ein Wunschdenken, denn historische Realität, findet sich aber in diversen Schul- und Geschichtsbüchern bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein notiert. „Der Freiheitsbrief vom 28. Jänner 1342 ist die schriftlich festgelegte Grundlage der tirolischen Verfassung. Er wendet sich an alle, an die Geistlichkeit und den Adel, die Stadt-, Markt- und Dorfgemeinden, an edel und unedel, reich und arm. Er enthält bereits die drei wichtigsten Merkmale einer echten Volksvertretung mit den Aufgaben: Steuerbewilligung, Gesetzgebung und Kontrolle der Regierung.“[11] Real hingegen war die Herrschaftspraxis der Wittelsbacher in Tirol: Nachdem Ludwig von Brandenburg und seine Männer den noch ein letztes Mal von Süden angreifenden Karl von Böhmen zurückgeschlagen hatten, setzten sie sich ebenso über verbriefte Rechte hinweg, wie es zuvor die böhmische Herrschaft getan hatte, von verfassungsähnlichen, einklagbaren Rechten der Tiroler Bevölkerung ist hier keine Spur zu erkennen!

Um 1350 erlebte Tirol zusätzlich zu allen politischen Problemen mehrere Katastrophen, wie etwa die Wanderheuschreckenplage, die vor allem im Pustertal und im heutigen Südtirol wütete, das große Erdbeben 1348 mit dem Zentrum in Kärnten, das starke Schäden an Etsch und Eisack anrichtete. Folge dieser Zäsur waren nicht nur ein Rückgang in der Bevölkerungsentwicklung, im Städtebau, sondern auch im Handel und Zolleinnahmen, was zu einem Einbruch der Wirtschaft führte.

Erst nach dem Tod Kaiser Ludwigs entspannte sich die Situation, als der Habsburger Herzog Albrecht II von Österreich 1359 einen Ausgleich zwischen Rom und dem Fürstenpaar vermitteln konnte, woraufhin der Sohn Margarethes, Meinhard III, zum legitimen Erben erklärt werden konnte. Dieser übte seine Herrschaft auch aus, starb aber 1362 überraschend früh, woraufhin Margarethe erneut als Landesfürstin mit breiter Anerkennung regierte, denn sie verpflichtete sich unter anderem dazu ohne Wissen und Willen ihrer Räte keine Regierungshandlungen zu setzen. „Der junge Regent von Tirol starb schon in Jänner 1363 im Alter von jungen Jahren, wobei schon bald Gerüchte auftauchten, dass Margarete Maultasch sowohl beim Tod ihres zweiten Mannes als auch ihres Sohnes die Hand im Spiel gehabt habe. Offensichtlich dürfte aber der schlechte Gesundheitszustand Meinhards III. zumindest in gut informierten Kreisen bekannt gewesen sein.“[12] Da die Landsfürstin nun ohne Erben da stand, begannen sich die drei einflussreichen Nachbarn für Margarethe zu interessieren, denn die Regentschaft über Tirol hätte für alle eine beträchtliche Ausweitung der eigenen Machtstellung im römisch- deutschen Kaiserreich bedeutet: „ […] für die bayrischen Wittelsbacher die Abrundung der eigenen Territorien nach dem Süden, für die Habsburger die Landverbindung zwischen ihrem Stammsitz am Oberrhein und den Herzogtümern Österreich und Steiermark, und für die in Böhmen residierenden Luxemburger die Verbindung nach Oberitalien, wo sie sich zu dieser Zeit um den Ausbau einer beherrschenden Position bemühten.“[13] Margarethe fackelte nicht lange und entschied sich für die Habsburger, erbat sich vorerst noch bis zu ihrem Lebensende als Regentin in Tirol zu fungieren, wählte aber wenige Jahre nach der „Hofübergabe“ den Rücktritt von ihrem Amt und zog nach Wien, wo sie auch starb. „Am 26. Jänner 1363 übertrug die Fürstin alle ihre väterlichen Erblande, Rechte und Besitzungen ihren nächsten Anverwandten, den Herzogen Rudolf, Albrecht und Leopold von Österreich.“[14] Um den Tiroler Adel vor vollendete Tatsachen zu stellen, wurde das Schriftstück schon auf das Jahr 1359 vordatiert. Obwohl unter den Tiroler Adeligen Zweifel an der Rechtmäßigkeit der angeblich 1359 unterzeichneten Herrschaftsübergabe laut wurden, zog Rudolf IV. erfolgreich in Tirol ein und ließ sich von den Adeligen und den Bürgern der Städte huldigen. Dieser Schritt geschah in Ermangelung der Möglichkeit einer natürlichen Erbfolge und hatte seine Konsequenzen bis 1918, denn so lange dauerte die Herrschaft der Habsburger in Tirol, die das Land von seiner grundsätzlichen Nord- Südorientierung nicht befreien konnten, aber dennoch in ein sich von Westen nach Osten erstreckendes Spannungsfeld der habsburgischen Besitzungen einbetteten.

(Autor: Dr. Rudolf Fallmann)

Literaturliste

  • Eines Fürsten Traum. MeinhardII. - Das Werden Tirols, Ausstellungskatalog, Schloss Tirol/Stams 1995.
  • Harb, Hölzl, Stöger: Tirol. Texte und Bilder zur Landesgeschichte, Innsbruck 1982.
  • Rohr, Christian: Das Werden der habsburgischen Länder im Spätmittelalter, PADL Linz, 2003; aus: http://www.sbg.ac.at/ges/people/rohr/vloe2_03.pdf; verifiziert, am 30.3.2006.

 


 

[1] Hörmann, Julia: Die Familie Meinhards II; in: Eines Fürsten Traum. MeinhardII. - Das Werden Tirols, Ausstellungskatalog, Schloss Tirol/Stams 1995, Seite 166.
[2] Riedmann, Josef: Das entscheidende Jahrhundert in der Geschichte Tirols (1259-1363), Seite 39.
[3] Harb, Hölzl, Stöger: Tirol. Texte und Bilder zur Landesgeschichte, Innsbruck 1982, Seite 53.
[4] Haidacher, Christoph: Die Verwaltungsorganisation Meinhards II. und seiner Nachfolger; in: Eines Fürsten Traum. MeinhardII. - Das Werden Tirols, Ausstellungskatalog, Schloss Tirol/Stams 1995, Seite 113.
[5] Haidacher, Christoph: Die Verwaltungsorganisation Meinhards II. und seiner Nachfolger, Seite 115.
[6] Haidacher, Christoph: Die Verwaltungsorganisation Meinhards II. und seiner Nachfolger, Seite 117.
[7] Hörmann, Julia: Die Familie Meinhards II., Seite 168.
[8] Rohr, Christian: Das Werden der habsburgischen Länder im Spätmittelalter, PADL Linz, 2003; aus: http://www.sbg.ac.at/ges/people/rohr/vloe2_03.pdf, Seite 16.
[9] Hörmann, Julia: Die Familie Meinhards II., Seite 169.
[10] Riedmann, Josef: Das entscheidende Jahrhundert in der Geschichte Tirols (1259-1363), Seite 54.
[11] Harb, Hölzl, Stöger: Tirol. Texte und Bilder zur Landesgeschichte, Innsbruck 1982, Seite 64.
[12] Rohr, Christian: Das Werden der habsburgischen Länder im Spätmittelalter, Seite 16.
[13] Brandstätter, Klaus: Zeit und Raum, Seite 62.
[14] Riedmann, Josef: Das entscheidende Jahrhundert in der Geschichte Tirols (1259-1363), Seite 56.